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Palermo bei Sonnenaufgang
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Sehr gespannt waren wir auf Palermo. Berühmt und berüchtigt ist die sizilianische Küstenstadt als Hauptquartier der Cosa Nostra und für den modrigen Zerfall ihrer Altstadt – aber auch für ihre unvergleichlichen Kulturschätze.
Der Lonely Planet beschreibt die Hauptstadt Siziliens so:

Palermo ist eine Stadt des Verfalls und des Prunks. Sie ist reizvoll, vorausgesetzt, man erträgt ihre rohe Energie, den irren Verkehr und das Chaos.

Doch wie sich herausstellte ist Palermo aber keineswegs ein zweites Neapel, sondern sehr viel sauberer und ruhiger als gedacht – eine beschauliche, schöne Küstenstadt. In den letzten Jahren wurde dort aber auch viel getan, wie wir gehört haben.

Palermo liegt an der Küste des Tyrrhenischen Meeres am Fuß hoher Berge. Begrenzt wird die Bucht im Osten vom Monte Catalfano und im Norden von dem rund 600 Meter hohen, sehr charakteristisch geformten, bekannten Monte Pellegrino. Die Ebene zwischen diesen beiden Bergen wird italienisch auch Conca d’Oro („Goldenes Becken“) genannt.

Kathedrale Maria Santissima Assunta

Gegründet wurde die Küstenstadt im 8. Jahrhundert vor Christus. Aufgrund der strategisch günstigen Lage stand die Stadt sowohl unter der Vorherrschaft der Araber, der Normannen als auch der Staufer. Alle haben ihr ­architektonisches und kulturelles Erbe ­hinterlassen. So stehen in der schönen Altstadt einige arabisch-normannische Bauten, mittelalterliche Paläste und barocke Kirchen. Die einflussreichsten Bauherren waren aber sicherlich die Normannen, die im 11. und 12. Jahrhundert die Insel beherrschten. Der Normannen-Palast, in dem heute das ­sizilianische Parlament tagt, ist ein absolutes Highlight der mittelalterlichen sizilianischen ­Architektur.

Bei einem Spaziergang durch die Stadt haben wir uns im historischen Stadtkern den schönen Barockplatz Quattro Canti angeschaut und den rund 400 Jahre alten Fontana Pretoria, den sogenannten „Brunnen der Sünde“ (damals ein Skandal aus heutiger Sicht eher harmlos kitschig).
Außerdem haben wir das Teatro Massimo angeschaut, das größte Opernhaus Italiens, das Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde. 1974 musste dieses schließen, da die Stadt u. a. durch die Mafia völlig runtergewirtschaftet wurde. Erst 1994 wurde es wieder eröffnet – auf Einwirken des bekannten ersten Antimafia-Bürgermeisters namens Orlando. Das Teatro ist so ein Symbole für die einstige Größe, den anschließenden Verfall und auch die Wiedergeburt Palermos.

Palermo

Sehr spannend ist eine geführte Tour durch das Museo dell’Inquisizione. Es befindet sich auf der Piazza Marina in den unteren Etagen des Palazzo Chiaromonte Steri aus dem 14. Jahrhundert. Während der spanischen Inquisition wurden hier zahlreiche Häftlinge festgehalten. Die ehemaligen Zellen der Gefangenen wurden erst vor einigen Jahren bei Renovierungsarbeiten entdeckt. Eindrucksvolles Zeugnis dieser Gefangenschaften sind zahlreiche, oft religiöse, „Grafitti“ und Kunstwerke von den Häftlingen.

Außerdem haben wir die Catacombe dei Cappuccini besichtigt, die Begräbnisstätte des Kapuzinerordens. Die Gruft liegt an der Via Cappucini und wurde unter dem im 16. Jahrhundert errichteten Kloster angelegt. Als die Mönche damals feststellten, dass die Toten in der Gruft mumifiziert waren, wurden die mumifizierten Leichen als Mahnmal für die lebenden Mönche aufgestellt. Später wurden dann neben den Mönchen  auch bedeutende Personen aus Sizilien und Wohltäter des Klosters dort mumifiziert in den Katakomben ausgestellt – bis 1837 die Mumifizierung verboten wurde.
Auch die wunderschöne Parkanlage „Giardino Garibaldi“ auf der Piazza Marina ist ein Besuch wert. Dort kann man sich zwei sehr beeindruckende Exemplare des Ficus magnolioides anschauen und die ruhige Atmosphäre genießen. Ein perfekter Stop für eine kurze Pause!

Streetart in Palermo

Außerdem haben wir in Palermo zum Abschluß unserer Italienreise über den italienischen Stiefel endlich mal wieder gute Musik gehört. Denn durch etwas Internet-Recherche haben wir die Punk Rock Kneipe „Rocket Bar“  gefunden und es lief endlich mal etwas anderes als 80er-Pop. Selbst in den alternativen Bars in Süditalien lief nämlich meist nur Musik aus den 80ies.

Nach unserem Aufenthalt in Palermo ging es dann heimwärts. Da wir nicht fliegen wollten, nahmen wir dazu zuerst die Fähre nach Genua und von dort aus ging es nach einer Übernachtung weiter. Im nachhinein können wir das aber nicht empfehlen. Bei der Fähre musste man nämlich bereits mittags einchecken und dann dann bei der Abfahrt nochmals sehr lange warten. Ist man endlich an Bord, dauert die Überfahrt wirklich lange (fast einen Tag lang) und ist auch ziemlich unbequem, wenn man keine teure Kabine bucht.

Bahnhof in Genua

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