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Outdoor: Regen
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Rain drops keep falling on my head …

In diesem Sommer radeln wir bei unserer dreimonatigen Auszeit unter anderem durchs wunderschöne aber auch regnerische Schottland. Um für die Witterungsbedingungen vor Ort bestens gewappnet zu sein, mussten wir uns dazu erstmal neue Regenkleidung anschaffen. Dabei ist die Auswahl riesig. Doch was braucht man wirklich und worauf muss man bei der Wahl achten? Gar nicht so einfach – vor allem weil die Lösung sowohl für die Radreise durch Großbritannien und Frankreich als auch die Wanderung über die Pyrenäen geeignet sein sollte …

Wasserdicht oder wasserabweisend?

Als Maßstab der Dichtigkeit eines Materials wird die sogenannte Wassersäule herangezogen. Um diese zu ermitteln, wird der Stoff Wasser ausgesetzt, das mit einem konstanten Druck auf ihn einwirkt. Dabei wird er unter einem Messzylinder, einer sogenannten Säule, aufgespannt und anschließend so viel Wasser in den Zylinder gefüllt, dass der Pegel pro Sekunde um 10 Millimeter steigt. Dann wird gemessen nach welcher Zeit drei Tropfen Wasser durch den Stoff gelangen – und die entsprechende Zeit in Druck umgerechnet. Dieser Wert wird dann in Millimeter Wassersäule angegeben.
In Deutschland gilt ein Stoff ab 800 mm Wassersäule als wasserdicht. Viele Hardshell-Jacken haben aktuell einen Wert um die 20.000 mm, manche sogar bis zu 30.000 mm.

Wieviel Wassersäule braucht man?

Das hängt vor allem davon ab, wozu du die Regenjacke einsetzt und was sie aushalten muss: Wie lange und welcher Art ist die Wassereinwirkung? Wie sieht es mit dem Druck des Wassers auf den Stoff aus (etwa durch starken Wind oder durch die Rucksack-Träger)? Es macht also einen großen Unterschied, ob du mit einer Regenjacke einfach nur im Regen stehst oder ob starker Wind oder gar die Träger eines schweren Rucksacks auf die von außen nasse Jacke Druck ausüben.
Was du auch bedenken solltest: Die Angaben der Wassersäule gelten nur für neue Jacken. Ältere Jacken müssen passend gepflegt und regelmäßig imprägniert werden, damit die Membran funktionsfähig bleibt.
Außerdem gilt die Wassersäule nur für den Stoff selbst und nicht für weitere Komponenten wie zum Beispiel Reißverschlüsse, die sich auch auf die Schutzfunktion einer Jacke auswirken. Achte also am besten darauf, dass diese abgedeckt sind.

Poncho oder Regenjacke?

Ein Poncho ist durchaus eine Alternative zur Kombination von Regenjacke und -hose und hat einige Vorteile: Man schwitzt darunter weniger, weil immer alles gut belüftet ist. Außerdem passt der Rucksack oft noch mit drunter und ist so vor Regen sicher. Du fotografierst gerne? Dann ist es auch sehr praktisch, dass die Kamera immer griffbereit und dennoch wassergeschützt ist. Und nicht zu vergessen: Gerade wenn man auf eine zusätzliche Regenhose verzichtet, sind das geringere Gewicht und Packvolumen sowie der günstigere Preis meist ein großer Pluspunkt. Bei ständig wechselnden Witterungsbedingungen ist auch das Handling unkomplizierter als das An- und Ausziehen von Regenjacke und -hose. Sobald aber starker Wind aufkommt, zeigen sich die Nachteile: Der Poncho wird dir um die Ohren geblasen und du siehst nicht mehr so gut, wo du hintrittst, was an ausgesetzten Stellen echt gefährlich werden kann. Gerne weht der Wind auch den Regen unter den Pocho. Ein Poncho ist deshalb zum Beispiel für Hochgebirgswanderungen aus meiner Sicht weniger geeignet. Schließlich sind auch Kraxelstellen, bei denen man die Hände benötigt, schlechter zu bewältigen. Will man bei alpinen Wanderungen dennoch einen Poncho tragen, finde ich Modelle mit Ärmeln geeigneter wie zum Beispiel der Vaude Valero. Auch beim Radfahren flattert der Poncho bei starkem Gegenwind oder steilen Abfahrten  und wird dadurch unter Umständen gefährlich. Das kann allerdings durch einen Bauchgurt verhindert werden.

Alpenüberquerung: Am Mädelejoch

Dicht und durchlässig zugleich?

Die meisten modernen Hardshell- und Regenjacken sind heute aus modernen Materialien mit Membrantechnologien, so dass sie gleichzeitig atmungsaktiv und wasserdicht sind. Am bekanntesten ist dabei sicher die Gore-Tex®-Membran. Der Schweiß gelangt nach draußen, aber die Regentropfen nicht hinein. Oft heisst es dann vom Verkäufer im Outdoor-Laden: Was bringt eine Jacke, die zwar von außen dicht ist, aber den Schweiß nicht abtransportiert, so dass man von innen nass wird? Dennoch braucht man meines Erachtens nicht unbedingt eine Jacke aus einem teuren High-Tech-Material mit höchster Atmungsaktivität. Auch die gute alte Regenjacke hat immer noch ihre Berechtigung. Denn selbst die beste Membran atmet schließlich nur, wenn sie trocken ist – also gerade nicht bei starkem Dauerregen. Außerdem wird nur Schweißdampf, aber keine Schweißtropfen, nach außen transportiert. Gore-Tex®-Jacken sind also bei starkem Regen auch nicht atmungsaktiv und bieten prinzipiell keinen besseren Regenschutz, sondern  sind im Grunde nur universeller einsetzbar für variable Witterungsbedingungen. Deshalb achte ich weniger auf die Atmungsaktivität und setze statt High-Tech auf eine günstige Regenjacke, die ich wirklich nur bei starken Regen trage. Bei leichtem Nieselregen ziehe ich stattdessen eine wasserabweisende Softshell an. Das reicht vollkommen aus, finde ich.

Je leichter, desto besser?

Große Unterschiede gibt es beim Regenschutz auch beim Gewicht und Packvolumen – beides Faktoren, die bei Wander- und Radreisen eine große Rolle spielen. Da ich generell gern mit leichtem Gepäck unterwegs bin, vor allem beim Wandern, achte ich immer auf das angegebene Gewicht. Hier kann besonders der Poncho punkten, wenn man ihn als alleinigen Regenschutz verwendet. Hat man sich entschieden, die Jacke nicht nur bei akutem Regen einzusetzen, sondern auch für andere Zwecke (zum Beispiel als Windschutz) und spart dafür andere Kleidungsstücke ein, fliesst das natürlich ein. Auch leichte Jacken sollten natürlich trotzdem robust genug sein für den Einsatzzweck.

Qualität hat ihren Preis?

Manche atmungsaktive Hardshell-Jacken kosten mehrere hundert Euro. Das ist es mir nicht wert, da man mit teureren Jacken nicht unbedingt trockener bleibt und ich das Geld dann doch lieber ins Reisen stecke. Im Sale kannst du aber eventuell ein Schnäppchen ergattern. Da ich auf unserer Alpenüberquerung allerdings auch von der damals gekauften, atmungsaktiven Hardshell-Jacke enttäuscht wurde (nach Dauerregen klitschnass und nicht dichter als meine davor eingesetzte einfache Regenjacke), habe ich dieses Mal lieber nach einer klassischen Regenjacke gesucht.

Was ist die richtige Regenkleidung beim Wandern?

Wofür wird der Regenschutz eingesetzt?

Zu guter Letzt spielt natürlich auch die Aktivität eine Rolle, bei der du den Regenschutz trägst. Beim Radfahren ist zum Beispiel aufgrund der Sitzhaltung ein längerer Rücken nötig sowie eine helmtaugliche Kapuze (oder alternativ ein zusätzlicher Helmüberzug). Beim Bergwandern wiederum kommt es vor allem auf die Strapazierfähigkeit und Belastbarkeit des Materials an. Vor allem an der Schulter sollte die Regenjacke aufgrund des Abriebs durch den Rucksack verstärkt sein. Willst du auch Klettersteiggehen, solltest du zudem auf eine helmtaugliche Kapuze achten sowie, dass die Taschen nicht auf der Höhe des Klettergurts sitzen.
Sowohl beim Berg- als auch beim Radwandern sind natürlich Packmaß und Gewicht wichtig, aber auch die Sichtbarkeit. Beim Radfahren im strömenden Regen ist man zum Beispiel in einer schwarzen Jacke für Autofahrer schlecht zu erkennen. Eine knallige Farbe und Reflektorstreifen schaffen Sicherheit. Auch die Bergwacht findet dich so bei einem Unfall besser.
Sinnvoll bei allen schweißtreibenden Aktivitäten sind Lüftungsöffnungen unter den Achseln oder auch am Rücken (falls du keinen Rucksack trägst). Bei nicht atmungsaktiven Jacken solltest du am besten auf einen luftigen weiteren Schnitt achten, damit es dir nicht zu heiß darunter wird.

Weitere wichtige Faktoren

Bevor ich neue Outdoor-Ausrüstung kaufe, schaue ich mir immer zuerst im Internet Testberichte und Erfahrungen anderer an – bei Online-Shops, Testbericht-Seiten und auch Outdoor-Magazinen. Meist geben diese einen guten Hinweis darauf, ob die Qualität stimmt. Und auch Umweltaspekte, wie zum Beispiel das bluesign-Siegel, können kaufentscheidende Faktoren sein.

Sonstiger Regenschutz: Regenhose, Helmüberzug und Schuhüberzieher

Zur Ergänzung einer Regenjacke benötigst du eine Regenhose, damit die Hosenbeine nicht nass werden. Bei Ponchos verzichten manche darauf, gerade wenn sie in Hochsommer eine kurze Hose tragen und lassen ihre Beine einfach anschließend in der Sonne trocknen. Wichtig bei einer Regenhose ist jedenfalls, dass diese unten Klett- oder Reißverschlüsse besitzt, damit man sie anziehen kann, ohne die Schuhe auszuziehen. Ansonsten wird es sehr unangenehm, wenn du vom Regen überrascht wirst. Die Bünde unten an den Füßen sollten sowieso besser nicht mit einem Gummizug sondern verstellbar sein, weil die Regenhose ansonsten gern über den Schuh rutscht und die Füße nass werden. Der Preis von Regenhosen ist aus meiner Sicht in vielen Outdoor-Läden oft sehr überteuert. Ich habe deshalb eine von Tchibo geholt, die im Angebot war, und unten auch aufgeknöpft werden kann.
Alternativ zu einer Regenhose kannst du auch auf Beinlinge zurückgreifen, wenn Jacke beziehungsweise Poncho lang genug dafür sind. Diese sehen aus wie abgeschnittene Hosenbeine und werden in den Gürtel eingehängt.
Wer mit kurzer Hose und Regenhose unterwegs ist, kann Gamaschen tragen, um die Schuhe vor dem Durchnässen zu schützen. Der Nachteil: Sie verhindern leider auch die Belüftung durch die Hosenbeine, so dass man mehr schwitzt.
Wasserdichte Überschuhe sind nur dann sinnvoll, wenn du nicht darauf läufst, also zum Beispiel beim Radfahren. Wenn du das Nasswerden der Schuhe sowieso nicht verhindern kannst, aber trotzdem trockene warme Füße behalten willst, sind auch Gore-Tex- oder Neoprensocken geeignet. Diese sind wasserdicht, dafür schwitzt man darin aber schneller und sie benötigen Platz in den Schuhen. Ideal zum Beispiel bei winterlichen Radtouren, wenn man das Auskühlen der Füße vermeiden will.


Meine Entscheidung?

Nach längerer Überlegung habe ich mich für die wasserdichte Storm-Fahrradjacke von Shimano (mit abnehmbarer helmtauglicher Kapuze und verlängerbarem Rückenteil) und eine günstige Tchibo Regenhose mit Klettverschlüssen am Hosenbein entschieden – zusammen mit MTB Shoecover Überschuhen fürs Radfahren.

Was sind deine Erfahrungen? Welche Lösung bevorzugst du?

Kommentare

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  • Mit dem Fahrrad zur Arbeit und anschließend noch in mehreren …
    P Patricia
    am

    Mit dem Fahrrad zur Arbeit und anschließend noch in mehreren Läden einkaufen zu fahren ist besonders im Winter eine Herausforderung. Ohne meine Wetter-App am Morgen bin ich aufgeschmissen! Je nachdem, wie viel Regen zu erwarten ist, rüste ich mich entsprechend aus. Bei Niesel reicht mir das signalgelbe Regencape, das ich vor Jahren bei Tchibo gekauft habe. Um trotz Kapuze den Kopf seitwärts neigen zu können, trage ich darunter ein Cap, das ich immer gleich mit im Poncho verstaue. Das Cape habe ich eigentlich immer dabei, auch ohne Rad, denn ich hasse nasse Knie und will auch nicht immer den Rücksack-Regenschutz aufziehen. Wenn es aber richtig gießt, trage ich meine Skijacke und eine Regenhose vom Aldi, die ich auch mit Schuhen noch an- und ausziehen kann – tolle Sache, wenn ich mich länger in überheizten Supermärkten aufhalten muß! Bei längeren Touren habe ich auch schon billige durchsichtige Plastikgamaschen getragen, die mir das Schuhleder trocken gehalten haben – nur länger laufen sollte man damit natürlich nicht. Außerdem trage ich eine gelbe Sicherheitsbrille über meiner normalen Brille – der kann ich nämlich eine wasserabweisende Schicht Glyzerin verpassen, und außerdem wirkt das Gelb lichtstreuend, was gerade im Dunkeln sehr kontraststark blendende Lichter abmildert.
    Nun ist es ja immer schon so früh dunkel, aber ich mache mich neben dem vorgeschriebenen Equipment noch sichtbar mit einer signalgelben Armbinde, die mittels Klettverschluß im Handumdrehen aufgezogen ist. Man kann wählen, ob die kleinen roten Leuchtdioden Standlicht abgeben oder blinken. Die verwende ich übrigens auch gern, wenn ich als Fußgänger auf schlecht beleuchteten Wegen unterwegs bin.
    Das ganze Szenario beinhaltet schon einen erhöhten Schwierigkeitsgrat, wofür doch ein ganz schöner Haufen Zubehör nötig ist. Ich glaube nicht daran, daß es teuer sein muß, aber es sollte an die Bedürfnisse angepaßt sein. In Wahrheit nervt das ständige An- und Ausplünnen – wohin zwischendurch mit den nassen Sachen, und überhaupt kann man ja auch nichts beim Fahrrad lassen, weil so gern geklaut wird …
    Ach ja, und wegen der elenden Schwitzerei: ich trage grundsätzlich mehrere Schichten und habe kleine Beutel dabei, falls ich was ausziehen muß. Das perfekte Darunter ist für mich übrigens Seide, weil sie gut temperiert und viel Feuchtigkeit aufnehmen kann – die Haut bleibt trocken. Außerdem trocknen auch Seidenshirts sehr schnell.
    Viele Grüße aus meiner Lieblingsstadt Hamburg, die im Winter und im Regen nicht ganz so charming ist wie sonst – heul … 😉

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    • Hallo liebe Patricia, vielen Dank für deinen Kommentar und die …
      Steffi Steffi
      am

      Hallo liebe Patricia,
      vielen Dank für deinen Kommentar und die vielen Tipps. Entschuldige auch vielmals die späte Antwort!
      Eine Wetter-App ist tatsächlich sehr hilfreich – auch wenn es manchmal anders eintrifft als erwartet 😉
      Bei meiner Regenhose ist mir auch sehr wichtig, dass man sie auch mit Schuhen noch an- und ausziehen kann.
      Bei Dunkelheit setze ich genau wie du auf eine blinkende und reflektierende Armbinde. Für Extremfälle habe ich sogar auch eine Warnweste (auch bei langen, unbeleuchteten Autotunneln hilfreich).
      Ein Regencape habe ich auch mal versucht, aber leider etwas schlechte Erfahrungen damit gemacht.
      Auf die Idee einer Sicherheitsbrille im Regen bin ich hingegen noch gar nicht gekommen. Das muss ich als Brillenträgerin unbedingt auch mal ausprobieren!
      Ich trage übrigens auch alles im Schichten-Look. Dennoch nervt mich manchmal das An- und Ausziehen 😉
      Viele liebe Grüße aus dem zur Zeit auch recht grauen Stuttgart
      Steffi

      Antworten

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