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Routenplanung
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Meine Finger zittern vor Kälte als ich die durchweichte Karte auseinanderfalte, und der eiskalte Regen verbessert ihren ohnehin schon bemitleidenswerten Zustand nicht unbedingt. Wie hieß der winzige Ort, den wir vor ungefähr 20 Minuten hinter uns gelassen hatten? Nach einiger Zeit gelingt es mir trotz der einbrechenden Dunkelheit, unsere aktuelle Position zumindest halbwegs zu bestimmen. Während ich feststelle dass an der unbeschilderten, nicht auf der Karte verzeichnete Kreuzung vor einigen Kilometern der Münzwurf als Entscheidungshilfe nicht das beste Ergebnis lieferte, zucke ich zusammen. Aus dem Gebüsch vor mir funkelt mich ein rotglühendes Augenpaar an, und … da sind Zähne. Viele Zähne. Langsam weiche ich zurück, als plötzlich hinter mir ein Ast knackt …

Okay, zugegeben … diese Situation hat sich nicht in allen Details exakt so abgespielt. Genau genommen ist das Meiste erfunden. Mit dem Grundproblem sind wir jedoch bestens vertraut: Bei zahlreichen Gelegenheiten erwiesen sich Papierkarten als unzuverlässig: Teils waren Wegführungen geändert, teils war die Karte schlicht zu ungenau, als dass auch kleine Wege darauf erfasst waren. Und auch wenn es natürlich nässeabweisende Schutzhüllen gibt, nach einer gewissen Zeit ist das Papier einer Karte abgenutzt und dadurch schlimmstenfalls an manchen Stellen nicht mehr lesbar.
Zum Glück liegen die Zeiten, in denen Karte und Kompass die einzigen Orientierungshilfen waren, lange zurück. Dass es mittlerweile auch bequemer geht, zeigen Services für GPS-basierte Routenplanung sowie GPS-Geräte oder Apps, um den Routenverlauf unterwegs kontrollieren zu können.

Routenplanung & GPS-Track Download

Die Zahl an Anbietern von GPS-basierten Routenplanern ist recht groß, zu den Bekannteren zählen Services wie gaiagps.com, gpsies.com oder routeyou.com. Durch die einfache Handhabung, die riesige Auswahl an Strecken und den Fokus auf Radfahren fiel meine Wahl vor Jahren auf den österreichischen Anbieter bikemap.net (und dessen Ableger wandermap.net). Hier kann ich bestehende Tracks suchen, falls nötig bearbeiten oder mit dem Editor eigene Strecken anlegen. Diese kann ich anschließend auf ein GPS-Gerät transferieren oder über die Bikemap App unterwegs online abrufen.
Update 6/2022: Bei Bikemap ist es mittlerweile nur noch als Premium-Member möglich, Routen herunterzuladen. Das geht sogar so weit, dass die eigenen – selbst gefahrenen und hochgeladenen – Routen für Free-Member nicht mehr downloadbar sind. Ich kann diesen Anbieter also beim besten Willen nicht mehr empfehlen und verweise stattdessen auf gpx.studio.

Online- & Offline-Routenplanung mit GPS und Karte

Mit GPS-Gerät unterwegs

Auch bei GPS-Geräten ist die Zahl der Anbieter groß, einer der Bekanntesten ist dabei sicher Garmin. Meine Wahl ist allerdings das teasi One: Die Handhabung ist intuitiv und das Aufzeichnen von Touren dementsprechend problemlos. Darüber hinaus nutzt das teasi One OpenStreetMap, so dass alle Karten kostenlos geladen werden können. Oft wird argumentiert, dass kostenpflichtige Karten wie bei Garmin präziser seien, was ich aus meiner Erfahrung nicht nachvollziehen kann. Die OpenStreetMap Karten haben uns bisher bei keiner Reise im Stich gelassen: Wirklich jeder Pfad war vorhanden, selbst auf dem Stromboli Vulkan war das Wegenetz abrufbar (wichtig um die grüne Zone nicht versehentlich zu verlassen).
Ein weiterer Vorteil bei meinem Set-up: Die teasi One Software bietet eine Schnittstelle zu diversen GPS-Services, so dass aufgezeichnete Routen direkt vom Gerät auf zum Beispiel Bikemap oder Wandermap hochgeladen werden können.
Neben diesen speziellen Geräten gibt es zahlreiche Apps zur Navigation mit dem Rad oder beim Wandern. Ein wichtiger Aspekt hierbei ist die weiter oben erwähnte Offline-Funktion von Bikemap Premium, um auch unabhängig von Mobilfunknetzen nicht die Orientierung zu verlieren.


Nachbearbeitung für Online-Präsentation

Der aufgezeichnete .gpx-Track kann jetzt direkt in eine Website eingebunden werden. Für WordPress gibt es zum Beispiel einige Plugins zum Erzeugen der Maps. Mein Favorit dabei ist das WP GPX Map Plugin, das mit guten Möglichkeiten zur Anpassung der Maps und Statistiken ausgestattet ist.
Noch schneller – wenn auch mit weniger Möglichkeiten zur Individualisierung – ist das Einbetten der Routen über von GPS-Services bereit gestellte iFrames, wie zum Beispiel das Bikemap Widget. Hierbei entfällt auch die seit Juni 2016 für neue Domains nötige Registrierung einer API bei Google Maps um Karten auf der eigenen Website darstellen zu können (das ist natürlich nur nötig, falls der Output auf Google Maps Karten und nicht auf OpenStreetMap setzt).

.gpx-Track für schnellere Ladezeiten komprimieren

Vor dem Einbinden des Tracks mittels einer selbst gehosteten Lösung empfehle ich allerdings eine Komprimierung: Neben den Informationen für Länge, Breite und Höhe wird für jeden Trackpunkt auch noch ein Zeitstempel aufgezeichnet, was die Datei größer macht. Besonders bei längeren Touren addieren sich diese überflüssigen Informationen (falls sie denn nicht in der Ausgabe verwendet werden) schnell zu einem spürbaren Unterschied in der Dateigröße. Da schnelle Ladezeiten dem Nutzer das Leben angenehmer machen – und auch Ranking-Faktor bei Suchmaschinen sind – sollten nicht genutzte Informationen also aus dem Track gefiltert werden.
Am Einfachsten geht das mit einem Tool wie Simple GPX (Update 12/2022: Service wurde eingestellt, im Moment ist mir keine Alternative bekannt), wo der Track mit verschiedenen Optionen an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden kann.
Alternativ kann die Komprimierung auch mit einem Open Source Texteditor wie Sublime Text durchgeführt werden, mit dem derartige Filterungen durch Suchen und Ersetzen schnell ausgeführt sind.

Grundlegender Code eines .gpx-Track
Grundlegender Code eines .gpx-Track

.gpx-Tracks zusammenfassen

Es kann vorkommen, dass für eine Tagesetappe mehrere Tracks aufgezeichnet wurden, die jetzt in einen Gesamttrack zusammengefasst werden sollen. In der Theorie sollte ein Open Source Tool wie der Track Editor hier gute Dienste leisten, aber für mich sahen die Ergebnisse oft merkwürdig aus: Beim Zusammenfassen von Tracks ergaben sich willkürliche Verbindungen zwischen verschiedenen Punkten der Strecke so dass das Ganze nicht wirkte, als würde ich auf diesen Track im Zweifelsfall gerne angewiesen sein. Darüber hinaus vergibt der GPS Track Editor beim Öffnen Zeitstempel, was eine eventuell vorher durchgeführte Komprimierung zunichte macht. Als schneller Offline-Viewer ist er aber durchaus empfehlenswert.
Da .gpx-Dateien ähnlich wie HTML-Dateien aufgebaut sind, kann ein Track aber mit Sublime Text einfach bearbeitet werden.
Ein Trackpunkt mit den nötigen Informationen liefert die Daten für Latitude (geographische Breite), Longitude (geographische Länge), Elevation (Höhe über dem Meeresspiegel) und hat die Form:

<trkpt lat="..." lon="..."><ele>...</ele></trkpt>

Um also zwei Tracks zu kombinieren, muss beim ersten Track alles nach dem letzten </trkpt> entfernt werden, und beim zweiten Track alles vor dem ersten <trkpt lat=“…“>.
Der verbleibende Inhalt des zweiten Tracks wird jetzt ans Ende des Ersten eingefügt, und damit sind sie zu einem Gesamttrack kombiniert.


Die Routenplanung für Radtouren und Wanderungen ist heute dank diverser GPS Tools so einfach wie nie zuvor. Und auch unterwegs gestaltet sich die Navigation wesentlich komfortabler als noch vor einigen Jahren. Nicht nur für Menschen mit nicht vorhandenem Orientierungssinn (wie den Verfasser dieses Artikels) ist diese Entwicklung mehr als begrüßenwert.
Ebenso ist die Darstellung eigener Touren auf der eigenen Website problemlos machbar.

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