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Städtereise City Trip Dublin
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Dublin macht es einem einfach: das Ankommen, das Entdecken, das Verlieben. Vom Flughafen aus sind es nur rund 30 Minuten ins Stadtzentrum (eine Fahrt mit dem Aircoach für rund 10 Euro dauert sogar noch kürzer) – ein Privileg, wenn man da an London oder andere Hauptstädte denkt.
Der Charme Irlands zeigt sich bereits im Linienbus. Beim Ticketlösen wird ausschließlich passend gezahlt (3,30 Euro in die Innenstadt mit den Linien 16 und 41). Da ich kein passendes Kleingeld habe, gibt der halbzahnlose freundliche Fahrer aus seiner eigenen zerfledderten Ledergeldbörse das Rückgeld heraus und legt einen handgeschriebenen Zettel mit Fehlbetrag in die Kasse. „Welcome Ireland!“

Die Grünflächen werden kleiner, die Bebauung nimmt zu, uniformierte Schulkinder steigen ein, doch erst im Zentrum werden die Gebäude wirklich großstädtisch. Der Bus hält auf der O’Connell Street, der prominenten Meile von der die Einkaufsstraßen Henry-, Mary- und Abbey Street abgehen und in deren Mitte der „Spire“ steht, eine 120 Meter hohe Stahlspitze. Der Gewinnerentwurf des Architekturwettbewerbs wurde Anfang der Nullerjahre fertiggestellt und ersetzt als Zeichen des Friedens die 1966 von der IRA zerbombte Nelsonsäule. Der „Spire“ (unter Dublinern auch „Stiffy on the Liffey“ genannt) ist von den meisten Straßen der Innenstadt aus zusehen und beliebter Treffpunkt, wenn der Abend startet.

Temple Bar in Dublin

Gegenüber des „Spire“ befindet sich das GPO, das General Post Office – Wahrzeichen Irlands und Schauplatz des Osterputsches 1916, wo Patrick Pearse die Unabhängigkeitserklärung Irlands verlas (5 Tage später eroberten die Briten das brennende Gebäude zurück). Man sollte einen Blick reinwerfen, und sei es nur, um Briefmarken zu kaufen.

Nun kann die Dublin-Tour beginnen, oder besser die Touren. Ob der georgianische Süden mit seinem mittelalterlichen Charme, dem berühmten Trinity College mit seiner Bibliothek und dem „Book of Kells“, ein Besuch bei Oscar Wilde am Merrion Square oder James Joyce (der einen in der ganzen Stadt zu verfolgen scheint)… zu Fuß ist die Stadt durchaus komplett erlaufbar.
Vor allem entlang des Flusses Liffey und in den südlich angrenzenden Vierteln kann man entweder Schwerpunkte setzen (das Dublin Castle und historische Architektur, Friedhöfe, Arts&Craft, Museen, mittelalterliche Straßenzüge, Kuchen-Schlemmen oder ab dem späten Nachmittag die erste Pub-Tour starten) oder sich einfach treiben lassen: funktioniert beides wunderbar, vor allem letzteres.
Besonders nett ist es mit dem waschechten Iren Denny eine Walking Tour durch die Innenstadt zu machen. Gut ist, wenn man das Wetter im Blick behält, denn an einem typisch irischen Tag gibt es mitunter schon einmal 4 Jahreszeiten.

Wer länger als drei Tage bleibt kann sich die Stadt auch erradeln, denn an jeder Ecke gibt es die Dublin Bikes via App+Code für ’n Apple+Egg zu leihen.
So sind auch die bekannte (wenn auch etwas überteuerte) berühmte Guinness Brewery südwestlich der Innenstadt, in Dublins Süde die Pilgerstätte St. Patricks Cathedral, auf deren Grund der Legende nach der (National-)heilige Patrick um 450 n. Chr. erste Christen taufte und die Docklands im Osten entspannt zu erkunden.

Dublin Bridge

Museen in Dublin

Gallery of Photography
Meeting House Square, Temple Bar, Dublin 2

The National Gallery
Merrion Square West, Dublin 2

The Guinness Storehouse
St James’s Gate, Dublin 8

Die ganzen kulturellen und historischen Eindrücke des Tages müssen am Abend erst einmal verdaut werden. Und eine Tour durch Dublins Bars ist obligatorisch. Allerdings ist Temple Bar (das gesamte gleichnamige Vergnügungsviertel – nicht nur die danach benannte Bar) ein Touristenmoloch mit überteuerten Preisen und mäßiger Qualität, was das Essen und Trinken angeht.

Einzig die am Rande gelegene Palace Bar (mit dem Spire im Rücken auf der großen Brücke den River Liffey überqueren und in die zweite Straße rechts einbiegen – voilà!) ist absolut empfehlenswert, gibt es dort doch das beste Guinness der Stadt (getestet und für supergut befinden!). Wer mit dem gehaltvollen Stout noch nicht sehr vertraut ist (und wie ich lieber Radler trinkt), kann ein Guinness Blackcurrent ordern. Man erhascht dann zwar ein erstauntes Kopfschütteln des Barkeepers und geht spätestens dann nicht mehr als echter Ire durch, aber es schmeckt großartig. Meine liebste Einheimische Dervla Monaghan, der ich die meisten Tipps hier verdanke, erklärte mir, dass mit dieser Mischung die Kinder an das Guinness gewöhnt werden.
Rory Gallagher Corner in DublinDas Temple Bar Viertel ist okay zum Durchlaufen, zur Fischhändlerin Molly Malone („The Tart with the Cart“), zu Rory Gallaghers Gitarre an der Hausecke zu pilgern und überall irgendwas von U2 zu sehen (Bonos Bar und so, boring!), aber sobald das Kopfsteinpflaster aufhört ist man schon raus aus der Tourihochburg.
In der dahinter gelegenen Dame Court (kleine Seitenstraße der Dame Street) ist’s da schon bedeutend ruhiger und man kann z.B. in der edlen „The Stags Head“-Bar auf nette Einheimische stoßen.

Für den kleinen abendlichen Hunger empfiehlt sich Leo Burdocks, Dublins beste Fish&Chips Bude (auch ohne Fish und mit ordentlich Essig ein Genuss). Gleich daneben ist einer der ältesten und schönsten Pubs der Stadt, das Lord Edwards. Wer es etwas gediegener und dennoch klassisch mag, wird „The Oval Bar“ um die Ecke des Spire mögen. Im 1. Stock lässt sich zudem dort hervorragend essen.
Wie in allen Bars spielen abends überall Singer Songwriter und man vergisst schnell, ob es ein Wochentag ist oder doch schon Wochenende.

Bar The Stags Head

Für Freunde beider Ufer ist die Panti Bar sicher die populärste Gay-Anlaufstätte, inhabergeführt von Dublins stadtbekanntestem Travestiestar Rory O’Neill aka Pandora Panti Bliss. Am Tag der Abstimmung verkleideten sich viele Unterstützer der gleichgeschlechtlichen Ehe in dessen bekanntestem Dress und pilgerten in einer Spontanparade zur Stimmzettelabgabe, die mit überragender Mehrheit für die bunte Sache ausfiel.

Auf der Capel Street kann man sich bis in die Nacht hinein für schmales Geld glücklich futtern. Alle Nationalitäten (von asiatisch bis südamerikanisch) sind Tür an Tür zu finden. Der moderne „The Black Sheep“ Pub (ebenfalls Capel Street) lädt mit seinem Spielesortiment und den unglaublich leckeren Keogh’s Cider-Vinegar Chips nicht nur zum Trinken ein.
Und wenn der Tag anbricht seien – nur einen Steinwurf entfernt – bei Mish.Mash pochierte Eier mit Sauce Hollandaise „Egg Benedict“ zu empfehlen. Zum Niederknien.

Für Naschkatzen gibt’s zum zweiten Frühstück oder auch Nachmittagskaffee im feinen „Queen of Tarts“ am westlichen Ende Temple Bars die besten selbstgebackenen Kuchen der Stadt (Rasperry Apple Crumble) sowie verbotene Kombinationen à la heiße Schokolade mit Mandelmilch und Marshmallows(!).

Wer es schafft, sollte auch das Umland und die Küste West Irlands entdecken. Mit dem DART (Dublin Area Rapid Transit), der nach Süden oder Norden fährt ist man in einer guten halben Stunde am Meer. Vor allem ein Besuch von Howth, ca. 30 min ab der Connolly Railway Station mit dem Zug nordwärts gen Küste, wurde mir sehr ans Herz gelegt.
Beim nächsten Mal werde ich in Dublin starten, die Küste entlangfahren und soviel Zeit mitbringen, wie dieses eigensinnige, grüne und schöne Land verdient.

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Weitere Informationen

Barkeeper in The Stags Head

Leo Burdock Traditional Fish'n'Chips

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