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Drachenbrücke und Burg in Ljubljana
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Es ist Winter, nasskalt und Nacht. Aber für Sloweniens Hauptstadt Ljubljana gibt es keine falsche Reisezeit. Das ehemalige Laibach vibriert das ganze Jahr hindurch, ein Festival reiht sich ans andere – immer den Künsten verschrieben.

Das wohlhabendste Land Ex-Jugoslawiens erinnert in Teilen stärker an Österreich als an den Balkan. Und das autonome Künstlerareal Metelkova, nordöstlich des Zentrums von Ljubljana gelegen, sogar ein kleines bisschen ans Berlin der 1980er Jahre.

Im ehemaligen Gefängnis, das vor rund 25 Jahren von Künstlern okkupiert und seit 2003 zum Hostel Celica umgebaut wurde, beziehen wir unsere Zellen, die links und rechts von den Fluren in den oberen Stockwerken abgehen. Schlicht, sauber und très chic. Nur die (neuen) Zellengitter verweisen mit Augenzwinkern auf die Vergangenheit des Gebäudes. Seitdem die Stadt das Hostel betreibt, wurde es 2018 erneut komplett durchrenoviert. Trotzdem hat es den sympathischen Charme einer alternativen Jugendherberge mit Historie und Künstlervergangenheit nicht eingebüßt. Gelegen im Mekka der slowenischen Subkulturszene Metelkova ist es der beste Ausgangspunkt, die Stadt kennenzulernen – natürlich zu Fuß.

Street Art in Metelkova in Ljubljana

Keine sieben Gehminuten und schon befinden wir uns – vorbei an kleinen Läden und Restaurants mit Küche aus aller Welt – am Fluss Ljubljanica, hinter dem die historische Altstadt beginnt.
Immer im Blick und über allem majestätisch thronend: die Mittelalterburg Ljubljanski Grad.
Im Gegensatz zu den meisten Hauptstädten Europas, in denen die immergleichen Food- und Fashion-Ketten die Charakteristika egalisieren, hat sich die slowenische Kapitale ihren Charme weitestgehend bewahrt.
Am Flussufer fallen die übermenschlich-großen Jakov-Brdar-Bronzestatuen ins Auge, die einem in der Stadt immer wieder begegnen. Patzig, morbide, wehmütige Figuren, die körperlich entstellt und dennoch kraftvoll erscheinen. Der ikonische Prometheus auf der Metzgerbrücke ist halb Athlet halb Satyr, Adam und Eve getrieben von Verzweiflung, die Füße am Boden haftend… Achso, das ist ja ein Reiseblog… sry 🙂

Die Burg von Laibach

Nach soviel Eindrücken kehren wir in eines der zahlreichen Kaffee-Pubs an der Promenade ein. Im Pop’s Palace gibt es Burger und Chips, allerdings lohnt sich der Besuch eher wegen des ausufernden Biersortiments. Geschätzt 40 verschiedene Biere stehen zur Auswahl, aber die Hilfe naht bereits. Der überaus freundliche Kellner berät fachkundig und fünf Minuten später sind alle glücklich. Tipp für Radlertrinker: White Peach Radler, klingt komisch, schmeckt aber hervorragend!

Gut gestärkt sind wir für eine weitere ordentliche Portion Kultur bestens gewappnet. Trotz des Regenwetters machen wir uns auf zur Burg, per Berglift. Und kaum öffnet sich die Glastür stehen wir schon mittendrin. Zur Begrüßung lockt eine Drachenselfie-Wand, dann geht es weiter entlang der Burgmauern auf schwindelerregende Wendeltreppen (bei gutem Wetter muss die Aussicht traumhaft sein!), vorbei an Kerkern (mit Videoinstallationen und gespenstischem Geheule) durch mehrere wirklich toll gemachte historische Museumsräume (vom Mittelalter bis heute), Kunstinstallationen und einem Jazzclub.

Wandmalerei in der Burg von Ljubljana

Unser persönliches Highlight aber ist das interaktive Museum of Puppetry, das die Besucher mit gruseligen Riesenbabys in Reagenzgläsern zum Selbersteuern begrüßt. Slowenische Märchen und Fabelwesen, historische Marionetten, skurrile Figuren (Hitler und die Ballerina) und Spielszenen (Erschießung militärischer Gegner durch einen Partisanen mit Esel?) bis hin zum sensorgesteuerten Videospiel – ein Museum zum Entdecken … Tipp!

Nach unserem Abstieg überqueren wir die Drachenbrücke, auf der zwei bronzegrüne Drachen wachen – das Stadtwappen Ljubljanas. Der Legende nach tötete Jason auf der Jagd nach dem Goldenen Vließ das Ungeheuer am Quell Ljubljanicas. Noch heute heißt es, dass nur, wenn eine Jungfrau einen Drachen passierte, sein Schwanz sich bewegen würde. (Ich habe es dreimal versucht, es stimmt!)

Auf dem Rückweg kehren wir beim libanesischen Restaurant Libanonske Meze ein und können von der umfangreichen Karte nicht genug kriegen. Das Essen (auch viel für Vegetarier und Veganer dabei) ist fantastisch, jedes Gericht ein Volltreffer. Schade, dass wir keine 7 Mägen haben, wir hätten uns am liebsten durch die ganze Karte gegessen.

Abends besuchen wir auf dem letzten Tag des MENT Festivals ein Konzert im Menza Pri Koritu (Konzertlocation in Metelkova) und feiern die minimalistischen Velvet Underground-alike Lewsberg aus Rotterdam (NL) und die energetische 60s Garagepunkband Bee Bee Sea aus Castel Goffredo (I).
Das alljährliche MENT Festival bietet neben rund 70 Music Act auch zahlreiche Konferenzen, Panels und Workshops rund um neue europäische Künstler und Strömungen. Eine Entdeckungsreise – heartly recommended!

Fassade in Metelkova

Postojna Höhle  – Zu Gast bei der Königin der Unterwelt

Zum Abschluss unseres Städtetrips besuchen wir noch die Königin der Unterwelt, die Höhle Postojna, ca. 40 Autominuten von Ljubljana entfernt.
Mit einer kleinen gelben Bahn, die an einen alten Vergnügungspark erinnert, fahren wir in zehn Minuten zwei Kilometer in die größte Tropfsteinhöhle Sloweniens (und zweitgrößte erschlossene der Welt nach der Jeita-Grotte im Libanon – welch Überleitung!) ein.

1,5 Stunden dauert die Führung durch zwei Höhlenebenen. Wir lernen den Unterschied von Stalagmiten, Stalaktiten und Stalagnaten, das Zustandekommen von Vorhangtropfsteinen, besuchen den Grottenolm, durchwandern die weiße Spaghettihalle, den großen Konzertsaal (mit Kronleuchter) und legen 40 Höhenmeter beeindruckender Erdgeschichte zurück.
Die unterste Ebene des Höhlensystems ist nur von einer Brücke aus zu erahnen, aufgrund der Regenfälle ist dort der unterirdische Fluss Pivka zu einem reißenden Strom angewachsen. Die Wasser tosen ohrenbetäubend und Ehrfurcht weht durch die große Halle. Im (obligatorischen) Shop am Ende der Tour (noch immer mitten im Berg) stehen körbeweise Kuschel-Grottenolme zum Kauf – wir widerstehen, gerade noch so …

Die Abfahrt steht an, 48 Stunden Ljubljana liegen hinter uns und wir wären gerne länger geblieben. Nicht auszudenken, wenn auch noch die Sonne geschienen hätte …

Pandas, die auf Felsen starren ...

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Kommentare

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  • Puh, einige Bilder sind ja schon etwas gruselig! :D Mir …
    E Ebba
    am

    Puh, einige Bilder sind ja schon etwas gruselig! 😀 Mir gefällt der Kontrast zwischen der Kunst und der alten Karte sehr gut. Ljubljana steht jetzt definitiv auch auf meiner Liste! LG

    Antworten
    • Ljubljana ist eine tolle – und oft unterschätzte – Stadt. …
      Yvy Pop Yvy Pop
      am

      Ljubljana ist eine tolle – und oft unterschätzte – Stadt. Viel Spaß dort, es lohnt sich!

      Antworten

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