Viel Müll, Sehenswertes und Historisches
Weiter ging es zur Hauptstadt der Pizza und des Mülls: Neapel! Die Küstenstadt gilt als wirtschaftliches und kulturelles Zentrum Süditaliens und versprüht einen ganz besonderen Flair. Mit knapp einer Millionen Einwohnern ist sie die drittgrößte Stadt Italiens und auch die Hauptstadt der Region Kampanien sowie der Provinz Neapel. Eins ist sie aber auf jeden Fall: einen Besuch wert!
Denn Neapel hat sehr viele beeindruckende historische Bauten und Kulturdenkmäler – vor allem in der historischen Altstadt. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten kann man sehr gut bei einem Stadtbummel entdecken: die Piazza del Plebiscito, den Königlichen Palast, die Basilika San Francesco di Paola, das Opernhaus San Carlo, die Gallerie Umberto und die imposante Burg Maschio Angioino. Nicht umsonst wurde 1995 die gesamte Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Dennoch war der erste Eindruck der Reisegruppe nicht ganz so positiv: „Eine Sinfonie in Müll“! Es handelt sich nämlich um eine Stadt voller Kontraste: In der charmanten, oft aber auch sehr zerfallenen Altstadt mit ihren engen, verwinkelten und sehr belebten Gassen türmt sich der Müll, der seit Jahren nicht entfernt wird. Zwischen meterhohen Abfallbergen bewundert man so extrem beeindruckende, historische Sehenswürdigkeiten.
Die Müllkrise ist hier Normalzustand, denn die Camorra, die Mafia von Kampanien, hat nicht nur bei der illegalen Abfallentsorgung ihre Hände im Spiel (Stichwort „Feuerland“, siehe vorherige Etappe), sondern auch bei der legalen. So verhindert sie zusammen mit korrupten Politikern eine funktionierende Entsorgung, um sich Gewinne durch eine ineffiziente, mit überhöhten Preisen operierende Müllwirtschaft zu sichern.
Neapel besteht aus 31 Stadtteilen und teilt sich auf in eine Ober- und Unterstadt. In der Unterstadt ist das Stadtzentrum und die Altstadt, in der Oberstadt die restlichen Stadtteile. Übernachten wollten wir eigentlich in einem B&B direkt im historischen Zentrum. Da wir aber vom Anblick des Hinterhofs ziemlich abgeschreckt waren, in dem sich der Hauseingang befand (und auf unser Klingeln auch niemand reagiert hat), haben wir uns umentschieden und ein Hotel in Bahnhofsnähe genommen: das Grand Hotel Europa. Danach haben wir uns jedoch die Webseite des B&B angeschaut und unsere Entscheidung etwas bereut – denn von außen sehr heruntergekommen und zerfallen, sah dies im Innern beeindruckend schön aus und hatte tolle Bewertungen.
Sehr beeindruckt waren wir auch vom unterirdischen Neapel: Bei einer Führung der Cooperativa Sociale Onlus La Poranza durch das alte Tunnelsystem, Napoli Sotteranea, kamen wir aus dem Staunen gar nichtmehr heraus. Ganze 40 m geht es in die Tiefe und man entdeckt gut erhaltene, alte historische Stadtschichten (und auch ein älteres Theater). Wow! In dem unterirdischen Tunnel unter der Chiesa di San Domenica Maggiore kann man die wunderschönen Fresken von Pietro Cavallini bestaunen.
Zum Schluß haben wir übrigens entdeckt, dass nicht ganz Neapel im Müll versinkt, sondern es auch ordentlichere Stadtviertel gibt.
Da wir aber nicht unbegrenzt Zeit hatten – wir mussten ja noch mit dem Rad bis Palermo kommen und die gebuchte Fähre nach Genua erwischen – konnten wir manches aber leider nicht mehr besichtigen. Gern gesehen hätten wir zum Beispiel noch das Herkunaleum, die aus dem Kino bekannte Pizzeria „Da Michele“, den imposanten Vulkan Vesuv, den unterirdischen Tunnel Borbonico, die Catacomba di San Genario, den Mercato di Porta Nolana und noch einiges mehr.
Pompeji
Nicht entgehen lassen haben wir uns aber die weltbekannten archäologischen Ausgrabungen von Pompeji in der Nähe von Neapel (gut erreichbar mit der Straßenbahn Circumvesuviana). Die tragische Geschichte der Stadt Pompeji zu entdecken, die beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 v. Chr. komplett unter Asche verborgen wurde, war so spannend, dass wir einen ganzen Tag dort verbracht haben.
Danach ging es mit der Fähre weiter zum Badeort Sorrento und von dort mit dem Rad entlang der Amalfiküste weiter Richtung Sizilien – eins der absoluten Highlights unserer Italienreise.
Tipps:
- In Pompeji sind die Audioguides wirklich empfehlenswert und bieten spannende Infos zur Ausgrabungsstätte. Unbedingt mitnehmen genauso wie das Gratis-Büchlein am Infostand! Beides ist wirklich sehr gut gemacht.
- Wenn ihr auch mit der Fähre weiter wollt nach Sorrento, dann plant Zeit ein für das Abchecken der Fährverbindung. Kaum jemand kennt sie wirklich. Viele haben uns falsche Zeiten mitgeteilt, in der diese Fähre anscheinend (nicht) verkehrt, und auch im Internet gab es widersprüchliche Informationen. Also am besten an den Hafen gehen und vor Ort bei den Fährgesellschaften nachfragen! Wenn ihr mit dem Rad weiter wollt, ist diese Abkürzung übrigens sehr empfehlenswert. Wir wollten nämlich nicht ins Hinterland sondern direkt an der Amalfiküste weiter – und diese Entscheidung war goldrichtig! Außerdem spart man sich so die, wie wir gehört haben, ziemlich stressige Ausfahrt aus Neapel.
Kommentare
Kommentar schreibenSehr schöner Bericht, danke! Wir sind damals mit dem Zug …
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Sehr schöner Bericht, danke! Wir sind damals mit dem Zug nach Sorrento gefahren und er war wirklich sehr überfüllt, weil auf der Strecke von Neapel nach Sorrento auch Haltestellen für einen Ausflug zum Vesuv oder nach Pompeji liegen. Zug fahren dort war auch generell eher abenteuerlich. Die Alternative mit Fähre und Rad finde ich einen wirklich guten Tipp! 🙂
Danke für deinen Kommentar! Warum war es denn so abenteuerlich? …
am
Danke für deinen Kommentar! Warum war es denn so abenteuerlich? Wo wart ihr mit dem Fahrrad unterwegs?