Etappen
Der GR 20 ist auf diesen Etappen meist gut markiert. Die Tour besteht aus teils einfachen, teils anspruchsvollen Bergwanderungen mit einfacheren Kletterstellen und ausgesetzten Stellen. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind nötig. Eine Klettersteigausrüstung ist jedoch nicht erforderlich.
Unterwegs hast du viele Möglichkeiten, den Proviant in Hütten und Bergeries mit leckeren Spezialitäten aufzustocken. Auf einigen Etappen der Tour gibt es keine Quellen. Du solltest also immer ausreichend Wasser dabei haben.
Bei unserer Wanderung Mitte Juni waren die Temperaturen oft sehr hoch, es gab aber aber durchaus noch Schneefelder. Besonders auf dem Brèche de Capitello sind Stöcke und eventuell Leichtsteigeisen (Grödel) dann Pflicht.
Castellu di Verghio – Refuge de Manganu
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Die Tour startet mit einer relativ langen, aber entspannten Etappe: Der gut markierte Weg schlängelt sich für knapp vier Kilometer durch schattenspendenden Wald. Hin und wieder eröffnen sich dabei schöne Ausblicke auf die umliegende Bergwelt. Irgendwann geht es natürlich unvermeidlich bergauf, wobei recht bald die Kapelle San Petru zu einer kurzen Pause einlädt.
Nach einigen weiteren Kilometern bergauf folgt mit dem Bocca à Réta der höchste Punkt dieser Etappe. Von hier aus hast du einen schönen Blick auf die 100 Meter tiefer gelegene grasbewachsene Hochebene und den Lac de Nino, den zweitgrößten See Korsikas. An dessen Ufer leben halbwilde Schweine, Rinder und Pferde, die den Wanderer teils recht zutraulich begrüßen und (natürlich) auf der Suche nach Futter sind. Auch dieser idyllische Ort ist für eine Pause perfekt geeignet.
Für ungefähr drei Kilometer geht es jetzt ohne große Steigung oder Gefälle weiter. Dabei verläuft die Route durch einen märchenhaften Wald mit vielen skurrilen, abgestorbenen Bäumen.
Nach einem leichten Abstieg liegt die Bergerie de Vaccaghia direkt am Weg. Von hier aus kannst du auf der anderen Seite des Hochtals bereits das Tagesziel sehen. Am besten geht das bei einem korsischen Bier auf der Terasse der Bergerie.
Nach einem letzten Abschnitt, vorbei an weidenden Kühen, erreichst du schließlich das Refuge de Manganu. In dieser relativ luxuriösen Unterkunft findest du einen sauberen Schlafraum und eine Küche, solargeheizte Duschen und ein wirklich innovatives Outdoor-WC-System. Mobiltelefone können gegen eine Gebühr aufgeladen werden.
Tipps:
- In der Wandersaison wird Castellu di Verghio ein- bis zwei Mal täglich von einem Bus ab Corte angesteuert.
- Vor dem Hotel Castel de Vergio kannst du nach Rücksprache das Auto für einige Tage kostenlos parken.
Refuge de Manganu – Refuge de Petra Piana
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Nach dem leichten Einstieg gestern ist der heutige Abschnitt ein anderes Kaliber: Die auch als schönste Etappe des GR 20 bezeichnete Tour beginnt mit einem recht fordernden Aufstieg zum Brèche de Capitello Pass.
Mit 2225 Metern ist das der höchste Punkt des GR 20. Hier angekommen genießt du für einen Augenblick die atemberaubende Aussicht auf den knapp 300 Meter tiefer gelegenen Bergsee Lac de Capitello, den nochmals 200 Meter tiefer liegenden Lac de Melo, sowie auf die umliegenden Gipfel.
Der zweite Blick fällt jetzt auf die Fortsetzung der Strecke und da kann es bis in den Juli hinein durchaus vorkommen, dass der Weg noch unter Schnee liegt. Die Route führt dann spektakulär an der oberen Kante des Schneefelds entlang: zur Rechten die Felswand, zur Linken der Abgrund, dazwischen ein schmaler, rutschiger Pfad im schmelzenden Schnee … zwischen Angstschweiß und Stoßgebet beneide ich die anderen Wanderer um die Stöcke und Leichtsteigeisen (Grödel), mit denen die meisten ausgerüstet sind.
Nach einer gefühlten Ewigkeit ist das Schneefeld überwunden und der Weg verläuft weiter über Felsblöcke. An einer steileren Stelle gibt es einen kettengesicherten Abstieg. Die Route führt jetzt entlang des Bergkamms und quert dabei immer wieder kleinere Schneefelder. Im Westen kannst du hin und wieder das Meer sehen.
Am Col de Rinoso gibt es einen grandiosen Blick zurück auf die bewältigte Strecke und den Lac de Capitello.
Vorbei am Lac de Rinoso geht es über ein Schneefeld bergauf bis zur Bocca Muzzella und dann für 1,5 Stunden bergab. Bald schon ist das tiefer gelegene Refuge de Petra Piana erkennbar. Der Abstieg dorthin läuft über ein Geröllfeld mit großen Steinen, wobei die Markierungen nicht immer erkennbar sind.
Könnte man das noch als Altmänner-Schrulligkeit abtun, fällt bereits bei der Ankunft der um den Essbereich herumliegende Müll auf. Die Schlafhütte wirkt von außen zwar neu, im Inneren aber sind Laken und Wände mit kleinen Blutflecken übersät und auf den Matratzen findet sich der eine oder andere Bettwanzen-Kadaver. Deren lebende Verwandte gehen dann nachts auch zum Großangriff über und sorgen für zahlreiche Bisse. Mir ist klar, dass sich Wanzen in einer Hütte manchmal nur schwer vermeiden lassen, aber etwas Hygiene könnte vielleicht ein wenig helfen.
Trotz dieser Widrigkeiten ist die Qualität des (nicht-vegetarischen) Essens OK und auch hier gibt es die Karaffe mit Hauswein zu einem günstigen Preis. Nicht zuletzt versöhnt der abendliche Blick auf die im Sonnenuntergang liegenden Gipfel und Täler dann etwas mit den Mängeln der Unterkunft.
Tipps:
- Im Refuge de Manganu kannst du die Schneeverhältnisse auf der Strecke erfragen. Gegebenenfalls solltest du Stöcke und Grödel dabei haben.
- Buche im Refuge de Petra Piana auf jeden Fall ein Zelt, nicht die Ãœbernachtung im Schlafraum!
Refuge de Petra Piana – Refuge de l'Onda
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Für diese Etappe gibt es zwei Möglichkeiten: Der Weg durch das Manganello-Tal („par la vallée“) ist der Standard-Verlauf des GR 20 und bietet schöne Badeseen. Die alpine Variante ist eine Gratwanderung („par les crêtes“) mit beeindruckenden Ausblicken, die bei schlechtem Wetter nicht begangen werden sollte.
Bei besten Wetterverhältnissen entscheiden wir uns für die Route über den Grat und folgen kurz nach dem Refuge de Petra Piana heute nicht der üblichen rot-weißen Markierung, sondern den gelben Wegzeichen.
Für ungefähr einen Kilometer führt die Strecke leicht bergab, bis am Bocca Manganello der langgezogene, steile Aufstieg über ein Geröllfeld bis zum Grat beginnt. Ab jetzt bewegst du dich für nahezu den kompletten Rest der Etappe auf der Grenzlinie zwischen den Départements Haut-Corse und Corse-du-Sud.
Vor dem Gipfel liegt dann noch ein klettersteigartiger Aufstieg (ohne Seilsicherung), bevor du auf dem Pointe de Pinzi Corbini einen fantastischen Ausblick auf die korsische Bergwelt genießen kannst.
Oben angekommen folgt eine wunderschöne Gratwanderung auf einem recht breiten und bequemen Weg.
Kurz nach einem letzten kurzen Anstieg beim Bocca d’Oreccia ist dann bereits das Refuge de l’Onda im Tal sichtbar, das du nach einem langezogenen Abstieg erreichst.
Die Betreiber der Hütte sind super nett und das Essen ist hervorragend. Dazu gibt es sogar warme Duschen und einen guten Zeltplatz. Neben der Hütte weiden Mulis und die zur angeschlossenen Bergerie gehörenden Schafe.
Tipps:
- Auf dem Grat bist du dem Wetter schutzlos ausgesetzt. Im Refuge de Petra Piana erhältst du Auskunft darüber, ob die Route an diesem Tag begehbar ist.
- Auf dem Weg gibt es weder Quellen noch Schatten. Du solltest also genügend Wasser mitnehmen.
- Das Omelette Corse im Refuge de l’Onda ist das kulinarische Highlight der gesamten Tour: Neben Eiern enthält es hausgemachten Schafskäse und reichlich Minze. Unbedingt probieren!
Refuge de l'Onda – Vizzavona
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Die heutige Etappe beginnt mit einem recht steilen Aufstieg von circa 700 Höhenmetern vom Refuge de l’Onda zur Crête de Muratello. Kurz vor dem Gipfel fällt die Gedenktafel für einen französischen Bergsteiger auf, der bei seiner Begehung des GR 20 auf Skiern (!) im April 2003 hier verschwand.
Auf dem Gipfel angekommen eröffnet sich ein schöner Blick auf die korsischen Berge.
Der Abstieg beginnt mit einem steilen Part über eine 50 Meter lange Felsplatte und setzt sich dann über Fels und Geröllfelder fort. Nachdem du dabei mehrmals einen Bach überquert hast, folgt nicht allzu lange nach der Baumgrenze ein echtes Highlight dieser Etappe: Die Agnone ist mittlerweile vom Bach zu einem kleinen Fluss angewachsen und schießt als Wasserfall in die Tiefe einer beeindruckenden Klamm. Dieser Ort liegt etwas abseits des GR 20 und ist vom Weg aus nicht ohne weiteres zu erkennen. Die Position ist in der obigen Map mit einem Stern markiert.
Durch schattenspendenden Wald geht es entlang des Flusses – und immer wieder über große Felsplatten – weiter bis eine Anzahl kleinerer Wasserfälle und natürlicher Becken folgt. Die Cascades des Anglais eignen sich perfekt zum Baden ziehen auch einige Tagesausflügler an.
Etwa drei Kilometer vor dem Tagesziel liegt dann eine Imbiss-Station am Fluss, bevor diese sehr abwechslungsreiche und entspannte Etappe schließlich in Vizzavona zu Ende geht.
In dem Örtchen gibt es nur wenige Häuser, ein Refuge mit Restaurant, ein weiteres Restaurant direkt gegenüber am Bahnhof und in der Nähe einen kleinen Laden, in dem du deine Vorräte auffüllen kannst. Der Bahnhof ist gut frequentiert, Vizzavona ist ein beliebter Ein- und Ausstiegspunkt auf den GR 20.
Ãœbernachten kannst du im Refuge, auf dem nahe gelegenen Zeltplatz oder in einer handvoll Hotels in Vizzavona.
Vizzavona – Ghisoni
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Kurz nach Vizzavona überquert die Strecke mit der T20 eine der Hauptverbindungsstraßen auf Korsika. Danach folgt ein entspannter – wenn auch teils steiler – Aufstieg auf schattigen Serpentinen und über Waldboden.
Oben auf der Bocca Palmente hast du einen großartigen Ausblick auf die korsischen Berge und in der Ferne kannst du das Meer erkennen. Allerdings geht hier auch ein sehr starker Wind, deshalb beginnt auch bald der Abstieg zur Bergerie d’Alzeta.
Auf einem leichten Waldweg geht es – immer wieder vorbei an größeren Gruppen die in Richtung Norden unterwegs sind – weiter zur Crête de Cardo. Hier liegt die leicht zu übersehende Abzweigung in Richtung Ghisoni, der Weg folgt jetzt gelben und blauen Markierungen.
Nach kurzer Zeit liegt die mit viel Liebe hergerichtete Bergerie de Cardo am Wegesrand und lädt zu einer Pause ein. Die Strecke verläuft anschließend noch etwas durch Wald, bevor sich ein atemberaubender Blick auf die umliegenden Täler und beeindruckende Felslandschaften öffnet.
Im folgenden Abstieg sind die Wegmarkierungen teils schwer zu erkennen, während es in der prallen Mittagssonne hinunter ins Tal geht. Der Weg führt dabei recht steil durch Unterholz und über Geröll, aber die wunderschöne Umgebung entschädigt locker für die Anstrengung.
Das Örtchen Ghisoni ist im Winter wegen des nahe gelegenen Skigebiets beliebt, im Sommer wirkt das idyllische Dorf eher verschlafen.
Tipps:
- Bei der Übernachtung in Ghisoni überzeugt das nette Hôtel Kyrie mit sehr sympathischen Betreibern und einem guten Abendessen.
- Für den Transfer zurück nach Castellu di Verghio gibt es zwei Möglichkeiten:
Entweder fährst du mit dem Taxi von Ghisoni ins 22 Kilometer entfernte Vivario. Dort nimmst du den Zug nach Corte und von dort für 50 Kilometer ein Taxi nach Castellu di Verghio. Oder du buchst direkt ein Taxi für die komplette Strecke. Handele in dem Fall am besten vorab eine Pauschale aus.
Die nächsten Taxiunternehmen befinden sich in Corte. Wir hatten vorab telefonisch reserviert und der Fahrer war überpünktlich in Ghisoni.
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