Vilnius – Tipps für einen Städtetrip

Warst du schon mal in Vilnius? Nein? Dann solltest du es unbedingt besuchen! In unserem Artikel wollen wir dir zeigen, was uns dort besonders gut gefallen hat und was die Hauptstadt Litauens so sehenswert macht. Also, lass uns gemeinsam Vilnius entdecken!

Unser Highlight: Užupis

Besonders fasziniert hat uns das Stadtviertel Užupis (auf deutsch „Hinter dem Fluss“), eine unabhängige Republik mit eigener Verfassung, Flagge und auch einem Präsidenten.

Užupis liegt am Rand der Altstadt am Ufer des Flüsschens Vilnia (Vilnele), welcher der Stadt Vilnius ihren Namen gibt, und ist nur ca. 0,6 km² groß. In den 90ern hat sich der einst eher heruntergekommene Stadtteil komplett geändert: Viele Künstler:innen siedelten sich mitsamt Galerien an und Užupis wandelte sich mit zunehmender Gentrifizierung zu einem Szeneviertel und Touristenziel. Dennoch hat uns die sehr hohe Dichte an SUVs verwundert, selten haben wir so viele auf einem Fleck gesehen. 😉

Alternativer Stadteil von Vilnius & unabhängige Republik

Die unabhängige Republik Užupis wurde von einigen Bewohner:innen als Kunstaktion ausgerufen und ist zwar völkerrechtlich nicht anerkannt, verfügte ursprünglich aber sogar über eine (zwölf Mann starke) Armee, die mittlerweile jedoch aufgelöst wurde. Užupis hat sich in seiner Verfassung zu völligem Gewaltverzicht verpflichtet.
Das Parlamentsgebäude ist das Café Užupio Kavinė, wo die Verfassung auf einer Bronzetafel verewigt ist. In der Straße Paupio Gatve finden sich an einer langen Wand Übersetzungen in viele Sprachen, darunter auch Esperanto.

Die Republik Užupis wird weltweit durch über 200 Botschafter:innen und Ehrenbürger:innen wie den Dalai Lama vertreten. Meistens sind es Künstler:innen, Kreative oder Kulturschaffende und es gibt neben Botschaftern für bestimmte Länder auch welche für Pusteblumen oder das Flöten auf der Straße. Alle erhalten eine Lehrberechtigung an der virtuellen Universität von Užupis.

Falls du am 1. April da sein solltest, kannst du sogar den alljährlich stattfindenen Unabhängigkeitstag erleben. Es finden Wahlen und Umzüge statt, es werden Botschafter:innen ernannt und Auszeichnungen verliehen. Außerdem gibt es nur an diesem Tag eine eigene Währung und Grenzkontrollen.

Das Symbol von Užupis ist eine Tromopete spielende Engels-Skulptur, ein Zeichen für die Erneuerung und die künstlerische Freiheit. Deshalb wird Užupis auch „Engelsrepublik“ genannt.

Streetart

Apropos, sehr viel großartige Streetart findest du in der Loftas Open Gallery . Diese befindet sich in einem Hinterhof umgeben von Mauern alter Fabrikgebäude. Die einzigartige internationale Street-Art-Galerie  unter freiem Himmel ist ganzjährig geöffnet und ist ein fortlaufendes Projekt, das jedes Jahr durch neue langfristige Arbeiten und Installationen ergänzt wird. Neben großformatiger, farbenfroher Streetart von inländischen und internationalen Künstlern gibt es hier auch viele visuellen Installationen, Skulpturen, Performances und Filmsessions.
Du kannst professionelle Guides buchen, um mehr über die Street Art, die Ideen und Künsterler:innen dahinter sowie Geschichten hinter den Kulissen des kreativen Prozesses zu erfahren.

Außerdem ist dort auch ein Veranstaltungsort, in dem viele Konzerte und Veranstaltungen stattfinden.
Wir haben dort ein echt spektakuläres Festival mit Nachwuchsmusikern aus dem Baltikum besucht und dabei die großartige Musikerin Elizabete Balčus kennengelernt, die uns durch ihre grandiose, ausgefallene Live Show und ihre besondere künstlerische Art total begeistert hat. Hör und schau unbedingt mal bei ihr rein!

Beeindruckende Museen

Besucht haben wir auch das Holocaust Museum, das sich mit der langen jüdischen Geschichte in Vilnius beschäftigt. Die Stadt war früher nämlich auch als „Jerusalem des Nordens“ bekannt, bevor das jüdische Leben während der deutschen Besatzung innerhalb von nur zwei Jahren ausgelöscht wurde.
Das Museum selbst ist eher klein und besteht vor allem aus längeren Schriftsstücken. Film- und Tonaufnahmen gibt es nur wenige und diese sind meist auf litauisch. Du solltest also viel Zeit mitnehmen, um dich voll auf die Texte einlassen zu können oder eine Führung buchen, um mehr über die Hintergründe zu erfahren.

Im Anschluss empfiehlt sich ein Besuch des Museums der Opfer des Genozids, eher als KGB-Museum bekannt. Dort bekommst du ein Gefühl dafür, wie das offizielle Litauen seine Geschichte während und vor allem nach dem zweiten Weltkrieg unter Sowjet-Herrschaft darstellt.
Es befindet sich in dem Gebäude, das erst die Gestapo und dann der KGB für Verhöre, Folterungen und Hinrichtungen nutzten – und ist beeindruckend und erschreckend.

Hier erfährst du mehr über die litauischen Widerstandskämpfer:innen während des Zweiten Weltkriegs und der sowjetischen Besatzungszeit. Außerdem behandelt es die deutsche Besatzung Litauens und den Holocaust sowie das Schicksal der NS-Zwangsarbeiter:innen.
Im Keller kannst du die ehemaligen Zellenblöcke, Wachstuben, eine schallisolierte Folterzelle, Duschräume und die Gefangenenbibliothek besichtigen. Auch ein Raum für Hinrichtungen ist für die Besucher zugänglich und beispielhaft restauriert.
Im Obergeschoss wird das Schicksal von Deportierten und der Aufbau des KGB in Litauen dokumentiert.

Unser Tipp: Nimm dir unbedingt einen der Audioführer! Diese sind sehr gut gemacht und man erfährt sehr viel mehr!

Skurille Statuen

Ein beliebtes Foto-Motiv in Vilnius ist die Frank Zappa Statue, die recht zentral in der Innenstadt steht. Für Fans sicherlich ein MUSS, denn es ist die einzige weltweit.
Skurillerweise ist die Verbindung von Zappa zu Litauen erstmal nicht ersichtlich, denn er hat das Land nie besucht oder etwas dafür getan und auch keiner seiner Songs handelt davon.
Warum hier dennoch eine Skulptur von ihm steht? Nach dem Ende der Sowjetunion – in der es staatliche Zensur gab und westliche Kultur verboten war – wollten Künstler:innen von Vilnius ein Zeichen der Freiheit setzen. Und wer passt da besser als der freidenkende amerikanische Rocker Zappa?

Auch eine Skulptur von John Lennon gibt es in Vilnius. Dieser hat die Stadt ebenfalls nie besucht.

Stadtmauer, Türme und Aussichtspunkte

Es lohnt sich auf jeden Fall auch an der Stadtmauer von Vilnius entlang zu schlendern. Die Verteidigungsmauer wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Die Stein- und Ziegelmauer war ein Schlüsselelement des Verteidigungssystems von Vilnius und wurde von den Grundbesitzern der Stadt bezahlt.

Eine tolle Aussicht auf die Stadt hast du vom Gediminas-Turm. Dabei handelt es sich um den einzigen erhaltene Eckturm der Anlage der Oberen Burg Vilnius. Er befindet sich auf dem 142 m hohen Gediminas-Hügel und ist heute ein Wahrzeichen von Vilnius. Im Inneren ist ein Museum zur Geschichte der Oberen Burg, die 1323 von Großfürst Gediminas gebaut wurde.

Auch vom Glockenturm der Kathedrale St. Stanislaus und St. Ladislaus hast du eine spektakuläre Aussicht auf die Stadt.
Die römisch-katholische Kathedrale des Erzbistums Vilnius  liegt am Fuße des Burghügels der Oberen Burg am Kathedralenplatz in der Altstadt von Vilnius und damit auf historischem Boden. Denn hier befand sich seit frühesten Zeiten eine Siedlungsstätte. So ist die Kirche aufs Engste mit der litauischen Geschichte verknüpft.

Ihr frei stehender Glockenturm, ursprünglich ein Verteidigungsturm, steht wie bei vielen Kirchen im Baltikum separat. Aufgrund seines Alters und des weichen Untergrunds ist er außerdem leicht schief.
Darin ist eine sehr spannende, gut aufbereitete Ausstellung zu finden. Es gibt viele Hörstationen mit spannenden und informativen Erzählungen von verschiedenen Persönlichkeiten aus der Geschichte der Stadt. Im Untergeschoß kannst du einen Animationsfilm anschauen, in der die Historie von zwei Stadt-Tauben erzählt wird.
Sehenswert ist auch die Aussicht von ganz oben auf viele beeindruckende Gebäude wie den Präsidentenplast und die Town Hall. Dazu musst du allerdings eine sehr gewagte, ziemlich schwindelerregende Treppe bewältigen. Nichts für Menschen mit Höhenangst!

Besichtigung vom Wasser aus

Ein weiterer Tipp von uns zum Abschluß des Tages: Du kannst Vilnius auch super vom Wasser aus entdecken bei einer entspannten Fahrt mit der Gondel Vilnius. Den Sonnenuntergang kannst du danach am Flussufer genießen. Am besten mit einem Drink, zum Beispiel im sehr netten und gemütlichen Kitas Grantas! Was will man mehr?

Und du?

Hast du Vilnius bereits besucht und weitere (Geheim-) Tipps? Oder hast du einen Trip dorthin geplant? Was hat dir besonders an der Stadt gefallen oder worauf freust du dich? Schreib es uns in den Kommentaren! Wir freuen uns darauf!