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Städtereise Marseille
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Marseille ist die zweitgrößte und zugleich älteste Stadt Frankreichs. Gegründet wurde sie vor 26 Jahrhunderten als kleine Siedlung von griechischen Seefahrern. Seitdem hat es Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen hierher gespült. Marseille ist deshalb wie kaum eine andere europäische Großstadt von Migration geprägt und ein echter Schmelztiegel französischer, afrikanischer und vieler anderer Kulturen.
Rund ein Viertel der Bewohner und Bewohnerinnen ist muslimisch und die jüdische Gemeinde ist die drittgrößte Europas. Im Stadtbild wechseln sich arabische Teestuben und orientalische Gewürzläden mit typisch französischen Bistros und Cafés ab.

Obwohl die lebendige Metropole am Mittelmeer 2013 zur Europäischen Kulturhauptstadt ernannt wurde, hat sie jedoch noch immer einen eher schlechten Ruf, denn sie gilt als gefährlichste Stadt des Landes. Vor allem über den nördlichen Teil gibt es immer wieder Berichterstattungen in den Medien (sehenswert: Reportage über das nördliche Viertel La Savine), in denen Gewalt, Drogenhandel und Raub das Bild bestimmen.
Doch als Tourist bekommt man von der Bandenkriminalität nichts mit, die sich im Norden Marseilles abspielt.  Denn mit Marseilles Ernennung zur „Europäischen Kulturhauptstadt des Jahres 2013“ begann ein gigantisches Städtebau-Projekt und damit ein grundlegender Image-Wechsel.

Vieux Port: Der alte Hafen von Marseille

Die früher sehr arme und von Kriminalität geprägte Metropole am Mittelmeer arbeitete hart daran, das Image der schäbigen Hafenstadt abzulegen. Große bauliche Veränderungen wie das Milliardenprojekt „Euroméditerranée“ wurden umgesetzt und bislang ungenutzte Hafenareale wurden für Einwohner und Touristen erschlossen. Das Gesicht der Stadt hat sich dadurch komplett geändert. Die Kehrseite davon ist jedoch ganz klar die Gentrifizierung und wachsende soziale Kluft. Investoren kauften ganze Straßenzüge auf und bauten dort Luxuswohnungen, Geschäfts- und Büroräume.

Die bisherigen Mieter, die sich die steigenden Preise nicht mehr leisten konnten, wurden von den Hausbesitzern zum Auszug gezwungen. Oft zogen sie dann in die Sozialbau-Viertel und Hochhaus-Siedlungen im Norden Marseilles – in Gegenden, die du als Tourist im Normalfall nie zu Gesicht bekommst. Von diesen negativen Veränderungen erzählt zum Beispiel der Song „Capitale de la rupture“ der Rapperin Keny Arkana sehr eindrücklich.

Dennoch: Wir lieben Marseille! Die multikulturelle, lebendige Stadt ist immer eine Reise wert und mit dem TGV übrigens schnell und umweltfreundlich zu erreichen. Was du dir dort anschauen solltest? Das habe ich hier zusammengefasst.

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Marseille an einem Tag

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Weitere Informationen

Am Vieux Port

Plicht bei einem Marseille-Besuch ist auf jeden Fall der „Vieux Port“. Der Alte Hafen ist das kulturelle und touristische Zentrum der Stadt und gehört seit 2002 zum Weltkulturerbe. Früher war er Europas Tor nach Afrika. Heute findest du hier zahlreiche Yachten, Kutter, Ausflugsschiffe, Souvenir-Shops, Hotels, Bistros, Cafés und natürlich viele Touristen. Außerdem zieht sich von hier die Prachtstraße La Canebière schnurgerade durch Marseille, die beliebte und belebte Hauptader der Stadt. Und von Weitem kannst du über den Häuserdächern bereits das Wahrzeichen der Stadt, die Basilika Notre-Dame de la Garde, erkennen.

Als Marseille 2013 europäische Kulturhauptstadt wurde, wurde der alte Hafen komplett neu herausgeputzt. Neben der Erweiterung der Fußgängerzone und dem Abriss alter Bootshäuser entstanden hier der Pavillon von Foster + Partners und die Villa Méditerranée vom Mailänder Studio Stefano Boeri.
Bei dem Pavillon von Foster handelt es sich um eine Art Spiegeldach. Das schlichte Gestell sieht aus wie ein riesiger Tisch und ist von unten komplett verspiegelt. Eigentlich jeder bleibt dort stehen, ums sich oben im Spiegel zu entdecken und ein Selfie zu schießen.
Direkt daneben gibt es früh morgens einen kleinen Fischmarkt, auf dem die Fischer ihren Tages-Fang direkt am Kai verkaufen.
Von hier verkehren auch regelmäßig Fähren zu den Frioul-Inseln. Am bekanntesten davon ist sicherlich die Isle d’if. Schließlich wurde auf dem Chateau d’if früher José Custodio Faria gefangen gehalten, den Alexandre Dumas mit seinem Roman „Der Graf von Monte-Cristo“ unsterblich gemacht hat.

Am alten Hafenbecken liegt außerdem das MuCEM (Musée des civilisations de l’Europe et de la Méditerranée), das ebenfalls im Rahmen der Ernennung zur Kultur-Hauptstadt gebaut wurde. In dem überaus empfehlenswerten Museum gibt es neben den Dauerausstellungen zu Agrarentwicklung, Abenteurern und Müllproblematik im Mittelmeerraum  immer wieder auch spannende temporäre Ausstellungen, wie zum Beispiel zur regionalen Street Art. Auch die Architektur des quaderförmigen Gebäudes mit seiner netzartiger Betonhülle ist außergewöhnlich. Durch eine spektakuläre Fußgänger-Brücke ist der Bau mit der Festung Saint-Jean verbunden.
Sehnswert ist auch die schöne Cathédrale de la Major gegenüber des Museums.

Das Viertel Saint-Victor und der Vieux Port

Auf der anderen Seite des Hafenbeckens gibt es ein Seifenmuseum (Musée du Savon de Marseille La Licorne), in dem du mehr über Geschichte und Herstellung der berühmten Olivenölseife aus Marseille erfährst. Die Ausstellung ist zwar wirklich winzig, es gibt dafür aber Mitmach-Workshops für Kinder und ein interessantes, sehr gut umgesetztes Riechspiel, bei dem du die verschiedenen Seifen-Sorten erraten kannst. Außerdem kostet es nur sehr wenig und du erhältst einen Gutschein für eine Seife in dem Laden nebenan, sodass sich ein Besuch dennoch auf jeden Fall lohnt, denn die Seifen dort sind wirklich toll.
Nicht weit davon entfernt befindet sich auch die sehenswerte Abtei Saint-Victor aus dem frühen 5. Jahrhundert.
Gehst du die Straße noch etwas weiter bergauf gelangst du zur Bäckerei Le Four des Navettes, die sich bereits seit 1781 auf das Backen von Navettes spezialisiert hat. Übersetzt heisst die Marseiller Spezialität soviel wie „Schiffchen“. Dabei handelt es sich um Gebäckstangen mit  Orangenblütenwasser. Ich muß aber zugeben, dass sie mir persönlich leider überhaupt nicht geschmeckt haben. 

Panier – die Wiege Marseilles

Direkt am Hafen liegt Le Panier, das älteste Viertel und frühere Zentrum der Stadt. Schmale Gassen, steile Treppen und kleine Plätze kennzeichnen das lebendige Quartier, das als Stätte der ersten Besiedlung Marseilles gilt. Im früheren Armenviertel Marseilles soll es viel Kriminalität gegeben haben. Davon ist heute jedoch nichts mehr zu spüren. Denn auch dieser Stadtteil wurde im Rahmen der Ernennung zur Kultur-Hauptstadt grundlegend saniert und ist heute sehr touristisch. Zwischen den dicht gedrängten Häuschen, in denen früher Hafenarbeiter und Einwanderer lebten, findest du nun zahlreiche Galerien, Souvenirshops und gut besuchte Cafés. Im Panier-Viertel findest du sehr viel wirklich beeindruckende Streetart, teilweise aufgrund der Gentrifizierung des Viertels inhaltlich gegen Touristen gerichtet.

Noailles

Das Viertel Noailles, rund um die Hauptstraße La Canebière in der Nähe des alten Hafens, ist noch etwas ursprünglicher und nicht so stark gentrifiziert. Auf dem bekannten täglich stattfindenden Markt, dem Marché des Capucins, werden Gewürze, eingelegte Oliven, Trockenfrüchte und orientalisches Gebäck angeboten. Die Gegend wird deshalb oft mit einem nordafrikanischen Souk verglichen. Geprägt ist das Viertel von engen Kopfstein-Gassen mit zahlreichen Teestuben, Handyläden, Kebab-Buden und kleinen Geschäften mit afrikanischen Stoffen und Keramikwaren, islamischer Kleidung und prunkvollen Brautkleidern.

Szene-Viertel & Streetart-Hochburg: La Plaine mit Cours Julien

Südlich der Canebière und östlich vom Alten Hafen findest du den beliebten Cours Julien, einen langgezogenen Platz mit Springbrunnen, Olivenbäumen, Zypressen, Kinderspielplatz, Cafés – und super viel großartiger Streetart. Zwischen dem breiten, teils verkehrsberuhigten Straßenzug des Cours Julien und dem Markt des hippen Szeneviertels La Plaine am Place Saint-Jaurès erstreckt sich das Quartier des Créateurs Cours Julien (also das sogenannte Viertel der Kreativen).
Das kleine alternative Viertel liegt auf einer Anhöhe und ist vom Stadtzentrum und Hafen aus in wenigen Minuten zu Fuß oder mit der Metro zu erreichen (Station: Notre Dame du Mont).

Street Art in La Plaine, Marseille

Das „Kreuzberg von Marseille“  ist ein lebendiges, buntes, internationales, künstlerisches und wohl auch leicht gentrifiziertes Viertel – und ein Mekka der Street Art. Du siehst hier fast keine Hauswand ohne Graffiti. Im Sommer findet hier seit 2014 immer ein Street Art Festival statt.
Ganz legal wird auf der 3 x 5 Meter großen Mur Surcou an der Ecke Rue Crudère und Cours Julien gesprayt. Denn hier lädt der Verein Juxtapox seit 2012 jeden Monat renommierte Street Art-Künstler ein, die Wand zu verschönern.

Außerdem gibt es unserem Lieblings-Viertel viele hervorragende Restaurants mit internationaler Küche.  Im Umkreis von ein paar Gehminuten kannst du französisch, pakistanisch, ukrainisch, libanesisch, kreolisch, senegalesisch oder auch griechisch essen gehen. Daran angrenzend befindet sich das Ausgehviertel Marseilles mit seinen belebten Kneipenstraßen und vielen Bars.

Über den Dächern der Stadt

Über dem Hafenbecken etwas den Berg hinauf liegt der Palais du Pharo. Du kannst ihn vom Vieux Port aus gut zu Fuß oder auch mit dem Bus erreichen (Linie 83, Haltestelle Fort Saint-Nicolas). Der Palast wurde nach der Bucht beziehungsweise der Landzunge „Pharo“ benannt und war ein Geschenk Napoléons III an seine Ehefrau Eugénie. Heute wird er unter anderem als Kongresszentrum genutzt und ist von einem schönen Park umgeben – mit tollem Blick auf den Hafen.

Noch weiter bergauf auf dem höchsten Punkt Marseilles trohnt die Basilika Notre-Dame de la Garde. Die byzantinische Wallfahrtskirche, auch liebevoll „La Bonne Mère“ genannt, beeindruckt durch ihr prunkvolles Inneres mit viel Gold. Es heißt, ihre vergoldete Madonnenstatue beschütze die Stadt und ihre Einwohner. Außerdem hast du von dort wirklich einen traumhaften Bick auf das Häusermeer, die Küste und die Bergketten im Hinterland.

Hip-Hop-Metropole Marseille

Marseille ist neben Paris oder auch Lyon eine Hochburg für französischen Hip-Hop und Rap – nicht zuletzt wegen den weltweit bekannten von dort stammenden Gruppen IAM, Psy 4 de la Rime und Fonky Family. Passend ausklingen kannst du den Abend zum Beispiel bei einem Hip-Hop-Konzert im Le Makeda.

Tipp: Du möchtest am nächsten Tag lecker frühstücken? Dann kann ich dir das Café Coogee in der Nähe der Haltestelle Baille empfehlen. Dort gibt es extrem leckere Cookies und Muffins!

Ausflugs-Tipp: Calanques Nationalpark

Kalkweiße steile Felsklippen, fjordähnliche Buchten, kristallklares Wasser und einladende Sandstrände: Den unter Naturschutz stehenden Nationalpark Calanques direkt vor den Toren der Stadt solltest du dir auf keinen Fall entgehen lassen! Er erstreckt sich rund 20 Kilometer lang zwischen Marseille und Cassis. Zahlreiche gut markierte Wanderwege durchziehen die Calanques, die auch ein beliebtes Klettergebiet sind.

Street Art in La Plaine

Küste von Marseille

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