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Radreise in den Highlands in Schottland
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„Ohne die Nord- und Westküste habt Ihr die Highlands nicht gesehen“, fasst unser Tischnachbar im einzigen Café von Bettyhill seine Erzählungen zusammen.
Wir haben soeben den ersten Tag unserer Radtour durch Schottland absolviert und wollten von der Nordküste durch die Landesmitte bis nach Inverness und dann weiter nach Süden. Doch die Schilderungen des passionierten Radfahrers klingen beeindruckend und bringen uns dazu, unsere Route bereits am zweiten Tag zu ändern.
So biegen wir nicht in Richtung Lairg ab, sondern bleiben weiter an der malerischen Küste. Dabei fahren wir über weite Teile der Strecke auf Panoramarouten wie der North Coast 500 oder der North and West Highlands Route.

Sowohl auf diesen markierten Routen als auch abseits davon herrscht in Schottland natürlich kein Mangel an Idylle: Es geht durch menschenleere Ebenen, vorbei an beeindruckenden Gebirgszügen, kristallklaren Flüssen und Seen, und immer wieder über Berge und Hügel. Die raue Landschaft der Northwest-Highlands mit ihrer minimalen Besiedlung und der geringen Verkehrsdichte vermittelt ein überwältigendes Gefühl von Weite und Einsamkeit.
Die – oft für Stunden – einzige Gesellschaft sind dabei die extra-niedlichen schottischen Schafe am Straßenrand, wobei einige von ihnen leider Angst vor Radfahrern haben. Mehr als einmal flüchtet eine Gruppe vor uns die Straße hinab, während wir nur hoffen können, dass nicht ausgerechnet jetzt ein Auto um die Ecke kommt und durch die panischen Tiere hindurchpflügt.

Loch Eriboll in den Highlands bei Durness

Die wenigen hier lebenden Menschen stehen Radfahrern deutlich weniger ängstlich gegenüber, so dass Fragen nach Herkunft und Reiseziel sowie Tipps zu Sehenswürdigkeiten an der Tagesordnung sind. Hin und wieder tauchen andere Radreisende am Horizont auf, was – wie in entlegenen Regionen üblich – oft zu einer kurzen Pause und dem Austausch von Informationen zu Tagesetappen und Streckenbeschaffenheit führt.

Das ändert sich im südlichen Tourabschnitt ein wenig, da hier die Besiedlung dichter ist. Außerdem kommen viele organisierte Touren nicht viel weiter nördlich als bis nach Inverness, so dass der Großteil des Radtourismus in Schottland hier stattzufinden scheint. Dementsprechend sind Radreisende weniger ein Kuriosum.
Ein Vorteil der höheren Bevölkerungsdichte ist ganz klar die abwechslungsreichere Küche: Das obligatorische English Breakfast steht zwar nach wie vor jeden Tag auf dem Tisch, dafür ergänzen internationale Angebote das oft wenig gewürzte und sehr fettige Essen in den schottischen Lokalen. Besonders die indischen Restaurants und Take-outs sind hervorragend.

Und nun die schlechte Nachricht: Alle Horrorgeschichten über die berüchtigten Highlands Mücken (Midges) sind wahr. Die Biester treten von Juni bis September wetterabhängig auf, und zwar jeweils als ganze Wolken. Sie werden von den Atemwegen angezogen und sind allein durch ihre schiere Zahl unglaublich lästig, von den Stichen ganz abgesehen. Die gute Nachricht für Radfahrer ist, dass sie während der Fahrt kein Problem darstellen und lediglich in den Pausen (und natürlich abends) unerträglich werden.
Es gibt unzählige Produkte und Hausmittel um der Plage Herr zu werden, wir konnten aber leider keinen Schotten finden der tatsächlich ein wirksames Gegenmittel gekannt hätte. Die verbreitetste Reaktion scheint stoisches Aussitzen zu sein. Spätestens nachdem wir Camper gesehen hatten die nur mit Kopfschutz zelten konnten, verwarfen wir den Plan, jemals in Schottland zu wandern.

Mit dem Fahrrad in den schottischen Highlands

Radfahren in den Highlands

Die Bezeichnung „Highlands“ legt es nahe: Radfahren in Schottland ist eine bergige Angelegenheit. Atemberaubende Aussichten entschädigen zwar für die Anstrengung, aber das stete Auf und Ab geht an die Kraftreserven; du solltest also immer ausreichend Energienachschub parat haben.
Das kann schwierig werden, denn die Besiedlung ist hier extrem dünn: Vor allem in den nördlichen Highlands gibt es oft über viele Kilometer keine Ortschaft, Läden sind noch seltener. Großzügige Mengen an Verpflegung, Wasser und vielleicht ein Camping-Kocher sind deshalb unverzichtbar.

Besonders in der Urlaubssaison kann es unmöglich sein, spontan für den jeweiligen Abend eine Unterkunft zu bekommen. In den kleinen Orten im Norden gibt es oft nur ein Bed & Breakfast mit wenigen Zimmern, und die Chancen stehen gut, dass diese ausgebucht sind. Wir hatten das völlig unterschätzt und nur durch viel Glück jede Nacht ein Dach über dem Kopf. Wildcampen ist aber in Schottland erlaubt, du solltest also in jedem Fall ein Zelt dabei haben. Das kann auch helfen die hohen Übernachtungskosten zu drücken.

Dabei hast du hoffentlich kein Problem mit Regen, denn regnen wird es, und das an 250 Tagen im Jahr. Während unseres Aufenthalts Ende Mai bis Mitte Juni hatten wir zwar durchaus Sonnenschein, aber eben jeden Tag auch Regen. Du benötigst zwingend wasserdichte Gepäcktaschen und vollständige Regenkleidung. Da es wenige Ortschaften gibt, gibt es auch wenige Möglichkeiten dem Regen für eine Pause zu entkommen.

Die A-Roads Fernverkehrsstraßen haben in den menschenleeren nördlichen Highlands fast kein Verkehrsaufkommen und können problemlos mit dem Rad genutzt werden. Weiter südlich sind sie stärker ausgelastet, dort fährst du besser auf Nebenstraßen; teilweise gibt es da auch ausgeschilderte Radwege.

Wer Wind und Wetter nicht scheut, findet in den Northwest-Highlands unberührte, beinahe menschenleere Natur. Vorbei an Castles und unzähligen Schafen, meist direkt an der Küste oder an einem Loch entlang ist diese Radtour durch Schottland ein tief beeindruckendes Erlebnis, das wir auf keinen Fall missen möchten.

Roadbook

Hier findest du detaillierte Beschreibungen und Tipps zu den einzelnen Etappen der Tour Highlands in Schottland, die zugehörigen gpx-Tracks zum kostenlosen Download und mehr Bilder.

Dies ist ein Platzhalter für eine Google Maps Karte.
Um die Karte zu sehen, klicke auf den Button. Bitte beachte, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Die Route ist von John o‘ Groats bis Ullapool größtenteils identisch mit der Panoramastraße North Coast 500, der Abschnitt ab Durness ist gleichzeitig die North and West Highlands Route. Der Großteil der Strecke verläuft also auf Fernverkehrsstraßen. Die sind hier aber kaum befahren 

Etappen-Ãœbersicht
Highlands in Schottland

Kommentare

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  • Euer Bericht klingt gut und ist (scheinbar genau) das, was …
    V Volker
    am

    Euer Bericht klingt gut und ist (scheinbar genau) das, was wir suchen.
    Unser Plan: Newcastle den Nordseeküstenradweg bis zur Nordküste (der geht nicht an der Ostküste entlang, sondern in der Landesmitte) und wieder zurück nach Inverness. Aber möglichst nicht die gleiche Strecke, sondern …
    Und da kommt Euer Bericht wie gerufen. 🙂
    Wir wollen schon Anfang Mai los und weiter …
    Wie lang waren denn eure Etappen?
    Danke für Euren Bericht
    Und immer Luft zwischen Felge und Erde, wünschen
    Katrin und Volker

    Antworten
    • Hi Katrin und Volker, unsere Etappen waren ~50-100 km lang. …
      Nico Nico
      am

      Hi Katrin und Volker,
      unsere Etappen waren ~50-100 km lang. (Ihr habt möglicherweise die 2. Seite des Artikels übersehen in dem alles genauer aufgeführt ist. Ich arbeite momentan an einem Re-Design der Seite, künftig wird das dann besser erkennbar sein 🙂 ).
      Ich würde euch auf jeden Fall empfehlen noch mindestens eine Etappe weiter zu fahren als wir und das Glencoe Tal mitzunehmen.
      Ansonsten war auch die Wildlife Tour von Oban aus ein echtes Highlight!
      Viel Spaß in Schottland!

      Antworten

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