Sardinien – vor allem die im Nordosten gelegene „Smaragdküste“ Costa Smeralda – gilt als Urlaubsparadies der Reichen und Schönen. Weniger bekannt ist die zweitgrößte Insel des Mittelmeers hingegen als Ziel für Radfahrer. Grund genug, auf einer Radreise die Nordküste von Sardinien zu erkunden.
Mitten in der Hochsaison fahren wir dabei auf recht stark befahrenen Straßen über die bergige Insel, schwitzen bei Temperaturen (die fast so hoch wie das Preisniveau sind) und erholen uns an unglaublich schönen Stränden. Die wahren Highlights aber sind die kleinen vorgelagerten Inseln wie Asinara, Maddalena und Tavolara.
Aber natürlich ist auch die Hauptinsel nicht ohne Grund ein Touristenmagnet. Kristallklares Meerwasser, weiße Sandstrände und felsige Buchten sorgen an der Küste von Sardinien für ein karibisches Urlaubsgefühl. Im Landesinneren findest du malerische Gebirge und schattenspendene Pinienwälder.
Nicht zuletzt bietet Sardinien Musikliebhabern einige spannende Open Air Festivals. Beim legendären Duna Jam treten großartige Bands an täglich wechselnden Stränden auf. Dafür kannst du allerdings keine regulären Tickets kaufen, sondern musst den Veranstalter kontaktieren um eine Einladung zu erhalten. Mit maximal 150 Besuchern ein exklusives Event, das ausgesuchte Stoner Rock Bands vor einzigartigen Kulissen präsentiert.
Deutlich einfacher gestaltet sich der Besuch des Here I Stay Festivals. Dieses wird vom gleichnamigen (auf der Insel ansässigen) Label veranstaltet. Auch hier treten exzellente Bands auf, allerdings nicht am Strand, sondern in den antiken Ruinen von Forgondianus.
Radfahren im Norden von Sardinien
Das Timing für unsere Radtour auf Sardinien war wohl nicht ganz optimal. Mitte Juli ist auf der beliebten Urlaubsinsel Hochsaison und die Temperaturen betragen oft um die 35° Celsius.
In dieser Zeit kann es auch schwierig sein, bezahlbare Unterkünfte zu finden. Die Campingplätze sind teils ausgebucht und – wie Hotels und B&Bs auch – recht teuer. Wildcampen ist auf Sardinien grundsätzlich verboten und wird im Sommer auch kontrolliert.
Radwege gibt es im Norden von Sardinien nur gelegentlich in einigen Ortschaften an der Küste. Die meisten Strecken verlaufen auf Landstraßen (Strada Provinciale) oder Fernverkehrsstraßen (Strada Statale). Hin und wieder wird dein Rad auch auf löchrigen Feldwegen auf die Probe gestellt.
In der Saison sind die oft engen Straßen recht stark befahren. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Autofahrer auch ohne Gegenverkehr mit nur sehr geringem Abstand überholen … Eine für uns relativ einzigartige Erfahrung, die wir auch in Ländern die als fahrradunfreundlich beschrieben werden, so noch nicht gemacht hatten. Vergleichbar ist das teils mit dem Stresslevel im deutschen Berufsverkehr. Am entspanntesten waren die Touren auf den kleinen, verkehrsarmen Inseln Asinara, Isola Maddalena und Caprera.
Die Kombination von hohen Temperaturen und bergiger Landschaft wird dich definitiv ins Schwitzen bringen! Wir haben versucht, das durch relativ kurze Etappen zu kompensieren, waren aber trotzdem hin und wieder an der Grenze zur Erschöpfung.
Bei diesem Wetter ist natürlich die Versorgung mit Wasser extrem wichtig. Es gibt aber bei weitem nicht in jedem Örtchen die Möglichkeit, die Wasservorräte aufzufüllen. Nimm also so viel davon mit wie du tragen kannst!
Die Nordküste von Sardinien mag – abgesehen von den vorgelagerten Inseln – nicht unbedingt ein Paradies für Radfahrer sein. Die traumhaften Strände sowie die generell sehr relaxte Atmosphäre auf der Insel entschädigen aber für so manches riskante Überholmanöver auf den engen Straßen.
Wir kommen auf jeden Fall wieder … vielleicht nicht unbedingt mit dem Rad, sondern vielmehr um am Strand zu entspannen, das lokale Ichnusa Bier zu genießen und fantastische Festivals zu erleben.
Roadbook
Gefälle (gesamt): -3799 m
Niedrigster Punkt: 1 m
Radwege sind auf Sardinien im Grunde nicht vorhanden und die Strecken sind oft bergig. Im Sommer herrschen sehr hohe Temperaturen. Du solltest dann also eher kurze Etappen fahren und mehr Zeit an den traumhaften Stränden einplanen. Nicht jedes Örtchen bietet Einkaufsmöglichkeiten, nimm also unbedingt genug Wasser mit.
Fährhäfen für die An- und Abreise findest du in Porto Torres und Olbia.
Kommentare (8) anzeigen
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A Anja
am
Hallo ihr Zwei,
ich bin gerade über eure Sardinienrtour gestolpert, da ich ähnliches für das nächste Jahr plane. War es mit dem Verkehr wirklich so schlimm? ich kenne Italien eigentlich nur als total fahrradfreundlich.
Viele Grüße
Anja
am
Hi Anja,
wir waren mittlerweile in jeder Region von Italien und in vielen davon mit dem Fahrrad. In den meisten hast du als Radreisende_r kein Problem, aber hier es war tatsächlich so schlimm 😀
Ich denke aber, dass das tatsächlich mit der Hochsaison zusammenhing. In der Nebensaison dürfte es deutlich entspannter aussehen.
Wunderschön war es natürlich trotzdem und besonders die kleinen Inseln waren absolute Highlights.
Viel Spaß auf Sardinien!
S Stefan
am
ich seh‘ schon, das nächste Mal müssen wir die Batman-Fähre nehmen ..
am
Unbedingt! Auf der Fahrt nach Korsika habe ich die wieder gesehen und war schwer versucht, kurz rüberzuschwimmen.
S Stefan
am
wunderschöne Bilder! Sind die mit der Sony HX 100 geknipst worden?
am
Danke! Genau … RX100 heisst das Teil, glaube ich. Anschließend noch ein Durchlauf in Photoshop für Farbkorrekturen, Scharfzeichnen etc … et voilà.
Sag Bescheid, falls du welche davon für dein Projekt nutzen willst.
R Rudi
am
Ich fahre heuer zum dritten Mal nach Sardinien – allerdings wieder zu Ostern und wieder zum „Giro Sardegna“ (Details auf meiner Website).
Da ist das Wetter optimal, angenehme Temperaturen, wenig Wind, die Preise sind auf Normal-Niveau, im Hinterland wenig Verkehr…
am
Preisniveau, Verkehrsauslastung, ausgebuchte Unterkünfte etc hingen vermutlich mit der Hochsaison zusammen. Wir waren zu dem Zeitpunkt mitten in einer 3-monatigen Reise, auf der wir zu großen Teilen die Ziele spontan festlegten. So kamen wir auch nach Sardinien. Außerhalb der Saison sieht das sicher alles etwas entspannter aus.
An die Temperaturen waren wir zu dem Zeitpunkt bereits gewöhnt, besser als Regen …
Dir viel Spaß, ich bin dezent neidisch 🙂