Staubige Hochebenen, trockene FluĂźläufe und sengende Hitze … So hatten wir uns die spanischen Pyrenäen eigentlich vorgestellt. Doch die Gebirgskette ĂĽberraschte uns beim Wandern mit sattgrĂĽnen Almen, idyllischen Bergseen und zahlreichen Bächen sowie Wasserfällen.
Auf mehr als 800 Kilometern durchquert der Fernwanderweg GR 11 die spanischen und andorranischen Pyrenäen vom Atlantik bis zum Mittelmeer. Dabei führt er durch abwechslungsreiche Landschaften und ursprüngliche Bergdörfer.
Aber die Pyrenäen haben auch eine wilde Seite. Im Grenzgebiet zwischen Frankreich und Spanien gibt es die tiefsten Schluchten Europas sowie viele Tier- und Pflanzenarten, die anderswo bereits ausgestorben sind. Sogar Braunbären und riesige Bartgeier sind in den Pyrenäen zu Hause. Eine Wanderung auf dem GR 11 bietet also jede Menge Abwechslung und wunderschöne Ausblicke.
Bedrückend hingegen ist der Blick auf die schwindenden Gletscher des Vignemale und des Monte Perdido. Die Pyrenäengletscher gelten im Moment als mit am schwersten vom Klimawandel betroffen und haben 90 Prozent ihrer Fläche bereits verloren.
Sind die letzten Gletscher in den Pyrenäen also noch zu retten? Wissenschaftler sind da eher skeptisch und gehen von ihrem vollständigen Verschwinden bis zur Mitte des Jahrhunderts aus. Verbunden mit dem Hinweis, dass der Gletscherschwund auch in den Alpen am Mittelmeer und den slowenischen Alpen ähnliche Auswirkungen haben wird.
Wandern in den Pyrenäen
Drei große Wanderwege queren die Pyrenäen von Meer zu Meer: Neben dem Gran Recorrido 11 (GR 11) auf der spanischen Seite verläuft der Grande Randonnée 10 (GR 10) parallel dazu in Frankreich. Hin und wieder gibt es die Möglichkeit, auf Übergängen zwischen beiden Wegen zu wechseln. Das ermöglicht interessante Rundwanderungen.
In der Mitte zwischen beiden Wegen liegt der grenzüberschreitende Haute Randonnée Pyrénéenne (HRP), der dem Hauptkamm des Gebirges folgt.
Trotz dieser guten Infrastruktur sind die Pyrenäen bislang weitgehend vom Massentourismus verschont geblieben. Auf einigen Etappen dieser Tour sind zwar relativ viele Tagestouristen unterwegs, ihre Zahl bleibt aber überschaubar und ist kein Vergleich zu populären Wandergebieten in den Alpen.
Besonders am Anfang der Tour ist aber erkennbar, dass es in den Zentral-Pyrenäen viele beliebte Skigebiete gibt. Manch kleiner Ort neben einem Ski-Lift lebt wohl hauptsächlich von den Touristen im Winter und wirkt im Sommer fast wie ausgestorben.
Als beste Zeit zum Wandern in den Pyrenäen werden im FrĂĽhling der Zeitraum von April bis Juni und im Herbst September bis Oktober empfohlen. Im Juli und August herrschen oft Temperaturen ĂĽber 30° Celsius. Das war – Anfang August – fĂĽr uns in Ordnung, aber diese Temperaturen muss man abkönnen. AuĂźerdem muss im Hochsommer natĂĽrlich auch deutlich mehr Wasser mitgefĂĽhrt werden.
Auf dem GR 11 in den Zentral-Pyrenäen
Der GR 11 ist ein Hochgebirgsweg mit entsprechenden Pfaden, ausgesetzten Wegabschnitten und wechselhaften Wetterbedingungen. Hin und wieder gibt es steile Abschnitte mit Schutt und Geröll. Eine Klettersteigausrüstung ist auf diesen Etappen jedoch nicht nötig.
An vielen Orten in den spanischen Pyrenäen ist das Zelten für eine Nacht gestattet, in Nationalparks können dabei aber Einschränkungen gelten. Entlang dieser Tour gibt es einige Zeltplätze und Camping ist auch neben den Refuges möglich.
Die Hütten in den Zentral-Pyrenäen werden vom nordspanischen Bergverein Federación Aragonesa de Montañismo betrieben. Übernachtungen kannst du auf deren Website albergues y refugios buchen. Die Plätze sind wohl immer recht früh ausgebucht, wie in unserem Fall im Ordesa Nationalpark.
Die Hütten auf dieser Tour sind sauber und zweckmäßig. Schlafplätze gibt es in Matratzenlagern, teils stehen sogar kleinere Zimmer mit Betten zur Verfügung. Die Preise sind etwas günstiger als in den Alpen. DAV-Mitglieder erhalten Rabatt.
Das Essen auf den Hütten besteht abends oft aus drei Gängen und es waren immer auch vegetarische Optionen verfügbar. Das Frühstück ist dagegen eher karg und es gibt nicht an jedem Tag Einkaufsmöglichkeiten. Du solltest also ausreichend Vorräte und Wasser dabei haben.
Unterwegs triffst du hauptsächlich spanische und französische Wanderer. Auffällig war, dass das auf den Fernwanderwegen der Alpen übliche Grüßen hier nicht verbreitet zu sein scheint. Ungeachtet dessen waren aber sowohl Hüttenbetreiber als auch Wanderer extrem nett. Die Verständigung funktioniert mit einer Mischung aus Spanisch, Französisch und Englisch problemlos.
Der Abwechslungsreichtum der Pyrenäen war für uns eine echte Überraschung. Genau wie die vielen Gletscherseen, die das Gebirge wie eine Perlenkette durchziehen. Die ursprüngliche Umgebung mit den abgelegenen Bergdörfern ist ein echtes Wander-Highlight.
Dass wir den spektakulären Nationalpark Ordesa y Monte Perdido ausfallen lassen mussten ist dabei gar nicht so schlimm. Denn für eine künftige Wanderung planen wir, diesen Teil des GR 11 mit dem GR 10 auf der französischen Seite zu verbinden.
Ganz klar, in den Pyrenäen waren wir nicht zum letzten Mal!
Bei der Planung hilfreich ist der Rother WanderfĂĽhrer GR 11
Kommentare
Kommentar schreibenHallo Nico, kann man den Weg ohne Schlafsack gehen? Haben …
am
Hallo Nico,
kann man den Weg ohne Schlafsack gehen? Haben also die HĂĽtten Bettzeug bzw Decken? Seidenschlafsack hab ich.
Fandest Du die spanische oder die französische Seite schöner?
GrĂĽĂźe
Irene
Hi Irene, wir hatten keine Schlafsäcke dabei, Decken gab es …
am
Hi Irene,
wir hatten keine Schlafsäcke dabei, Decken gab es in den Hütten.
Die französische Seite haben wir leider auf unserer Tour nicht kennengelernt, aber die Spanische fand ich sehr schön 🙂