Eine Fahne in jedem Vorgarten: Die Zeichen der Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens wehen bei dieser Tour auf beiden Seiten der Grenze. Auch sonst lebt eine Radreise durch Südfrankreich und Katalonien am Mittelmeer sowohl von der Schönheit der Küste und der Pyrenäen, als auch durch ihre Gegensätze: Von abgeschiedenen Küstenstraßen mit beeindruckendem Blick aufs Meer bis zu völlig überlaufenen Stränden sowie jeder Menge Kunst ist alles dabei. Und wenn du schon immer mal auf vollgepacktem Rad durch eine Weltstadt wie Barcelona fahren wolltest … hier ist die Gelegenheit!
Die Strecken dieser Tour unterscheiden sich teils erheblich und lassen sich – gefühlt – in drei Abschnitte unterteilen:
Die erste Hälfte beginnt sehr schön im Département Pyrénées-Orientales in Südfrankreich. Hier wechseln sich idyllische Sumpflandschaften mit wilden Küstenabschnitten und kleinen Fischerdörfern ab. Besonders die anschließende Überquerung der Pyrenäen am Mittelmeer und der Cap de Creus Naturpark sind unvergessliche Highlights.
Der ab der Mitte der Costa Brava allgegenwärtige Massentourismus zieht sich dann in der zweiten Hälfte über einen langen Abschnitt bis südlich von Tarragona. Aufgelockert wird dieser etwas eintönige Teil durch die fahrradfreundliche Metropole Barcelona, für die du unbedingt mehrere Tage einplanen solltest!
Das Finale im Ebro Delta ist ein sehr idyllischer Abschluss dieser Radreise. Mit einer für die Region ungewohnten Farbpalette und vielen Wildvögeln sorgt die Fahrt durch den Naturpark mit seinen Wander- und Radwegen für ein letztes Highlight und versöhnt mit den touristischeren Gebieten weiter nördlich.
So sehr sich die Strecken teils auch unterscheiden, mindestens eine auffällige Konstante gibt es in allen drei Abschnitten: Die Farben von Katalonien finden sich in fast jeder Ortschaft, sowohl nördlich als auch südlich der Grenze.
Pays Catalans und Katalonien
Anders als von mir bisher angenommen beginnt Katalonien nämlich nicht erst in Spanien. Stattdessen reicht sein kultureller Einfluss bis nach Andorra und Südfrankreich. So zählt sich auch fast das gesamte Département Pyrénées-Orientales („Nordkatalonien“) zu den Pays Catalans: Französisch ist hier zwar Amtssprache, dennoch sprechen oder verstehen fast die Hälfte der Bewohner Katalanisch und die rot-gelb gestreifte katalanische Flagge ist besonders im Süden allgegenwärtig.
Eine starke Unabhängigkeitsbewegung wie im spanischen Katalonien existiert allerdings nicht. Es werden zwar durchaus Forderungen laut, den französischen Teil in eine autonome Region, wie etwa Korsika, umzuwandeln, aber der Großteil der Nordkatalanen sieht sich in erster Linie als Franzosen. Anlässlich des Referendums in Spanien gab es aber auch in Perpignan 2017 eine kleinere Demonstration, die ein eigenständiges Katalonien forderte.
Auf der spanischen Seite hat das Streben nach Unabhängigkeit weit mehr Rückhalt. Die vorherrschende Flagge ist hier die Estelada: Diese Version der katalanischen Farben zeigt zusätzlich einen weißen Stern auf blauem Dreieck und gilt als Zeichen der Abspaltungsbefürworter.
Knapp die Hälfte der Bevölkerung unterstützt die Trennung der Region Katalonien von Spanien. Die Unabhängigkeitsbewegung erfährt nach Einschränkungen in den Autonomierechten seit einigen Jahren starken Zulauf. Zudem werden die Transferleistungen an den spanischen Staat als ungerecht empfunden. All das führte letztlich zum Referendum über die Unabhängigkeit der Region im Herbst 2017.
Mit dem Ziel, das Gebiet des alten Königreichs von Aragonien zu einem eigenen Staat zu machen, strebt eine kleine Minderheit auf beiden Seiten der Grenze sogar die Zusammenführung der Països Catalans an. Das würde auch Gebiete auf Sardinien und den Balearen umfassen.
Radfahren an den Küsten von Südfrankreich und Katalonien
Der EuroVelo 8 verbindet Càdiz in Südspanien entlang des Mittelmeers mit der griechischen Hauptstadt Athen. Allerdings ist die Route noch nicht fertig gestellt und besonders in Südfrankreich und Katalonien noch eher in der Planungsphase. In Spanien ist die gut ausgeschilderte Pirinexus-Radroute teils identisch mit dem EuroVelo 8. Ansonsten verläuft die Tour vorwiegend auf Nebenstraßen sowie hin und wieder auch auf größeren Verbindungsstraßen.
Während die EuroVelo 8 Route die Pyrenäen abseits der Küste im Landesinneren überquert, bleibt unsere Route am Meer und führt so durch den malerischen Cap de Creus Naturpark, bevor sie den Europaradweg kurz darauf wieder erreicht.
Die Tour beginnt eher flach und bei starkem Mistral in den südlichen Ausläufern der Mittelmeerküste des Languedoc, der Côte d’Améthyste. Bald geht diese in die idyllische Côte Vermeille über, während die Berge immer näher rücken. Auf den Serpentinen in den Pyrenäen erweist sich der Mistral als enorm hilfreich.
An der spanischen Grenze beginnt dann die Costa Brava, die ihren Namen den zerklüfteten Felsmassiven verdankt, die steil zum Meer hin abfallen. Hier liegen malerische Orte wie das Cap de Begur und das Cap des Creus, der östlichste Punkt des spanischen Festlands. Dazwischen immer wieder kleine Buchten, Strände und idyllische Fischerdörfer wie Cadaques und Begur.
Für Radfahrer ist das Ganze natürlich mit einigen Höhenmetern verbunden, teils auf recht stark befahrenen Küstenstraßen. Aber jeder einzelne von ihnen lohnt sich und die nächste Möglichkeit zum Auffüllen der Wasservorräte ist nie weit.
Südlich von Tossa de Mar ändert die Costa Brava dann ihr Gesicht: Die wilde Küste wird jetzt deutlich flacher und ist von langen Sandstränden, riesigen Hotelanlagen und Unmengen von Pauschalurlaubern geprägt.
Daran ändert sich auch an der Costa del Maresme nicht viel, die bei Calella beginnt. Schön ist aber der etwa 15 Kilometer lange Abschnitt vor Barcelona, auf dem du auf einem Radweg direkt am Strand entlang fahren kannst.
Barcelona ist für Radfahrer auf den ersten Blick eine ähnliche Herausforderung wie andere Großstädte auch. Schnell zeigt sich aber, dass es hier ein extrem gut geplantes und ausgebautes Radwegenetz gibt. Sobald du dich in dieses System eingefunden hast wird schnell klar, warum die katalanische Hauptstadt als eine der fahrradfreundlichsten Städte der Welt gilt.
Südlich von Barcelona geht es an der Costa del Garraf wieder vorbei an endlosen Stränden sowie Legionen von Badegästen samt zugehöriger Infrastruktur.
Das gleiche Bild an der Costa Daurada, die an ihrem südlichen Ende im Bereich des Ebro Delta allerdings zu einem sattgrünen Naturpark wird. Zwischen ausgedehnten Reisfeldern, Binnenseen und der Küste kannst du hier auf einem Netz aus Radwegen zehntausende Wildvögel beobachten, unter anderem Flamingos!
Der sehr touristische Abschnitt in der zweiten Hälfte der Tour ist sicher Geschmackssache: die Landschaft – besonders natürlich die Strände – ist sehr schön.
Die Pyrenäenüberquerung auf dem Fahrrad am Mittelmeer ist jedoch ein absolutes Highlight! Sie ist mit ihren idyllischen Küstenstraßen, Fischerdörfern und Naturparks eine extrem schöne Tour, die im Ebro Delta einen passenden Abschluss findet.
Kommentare
Kommentar schreibenHallo Nico, habe soeben deinen Beitrag gelesen und ich freue …
am
Hallo Nico, habe soeben deinen Beitrag gelesen und ich freue mich, meine Idee weiterhin zu verfolgen. Hast du für deine Tour Kartenmaterial verwendet, wenn ja. Was für Karten hast du verwendet?
E Gruess Roland
Hi Roland, welche Route genau hast du geplant? Wir hatten …
am
Hi Roland,
welche Route genau hast du geplant?
Wir hatten für die Tour keine Karten, aber irgendwo einen GPS-Track für diesen Abschnitt des EuroVelo 8 gefunden. Nach einer kurzen Suche finde ich keinen Reiseführer für den EV8, die beste Empfehlung die ich dir geben kann ist also tatsächlich der GPS-Track Download hier auf dieser Seite 🙂
Viele Grüße
Hallo Nico Vielen Dank, für deine Rückmeldung. Ich plane für …
am
Hallo Nico
Vielen Dank, für deine Rückmeldung. Ich plane für 2022 von der französischen Grenze dem Antlantik entlang nach Portugal und weiter dem Meer entlang zurück nach Frankreich. Wie weit ich komme kann ich noch nicht sagen. Vermutlich wede ich zwei Monate Zeit haben und sehen, wie weit mich das Rad trägt.
Mittlerweile habe ich gesehen, dass es für Spanien und Portugal die Michelin Regionalkarten (1.150000) gibt. Werde es wieder mit diesen versuchen. Habe damit bisher gute Erfahrungen gemacht. Habe diese dieses Jahr in Fankreich benutzt, waren gute Helfer. Ich habe lieber eine Karte in den Händen, dort habe ich den besseren Überblick und kann für mich Alternativen heraussuchen.
Da ich noch ein wenig Zeit habe, kann ich es noch gelassen angehen.
E Gruess Roland
Hi Roland, oh wow, das klingt mega! An der französischen …
am
Hi Roland,
oh wow, das klingt mega! An der französischen Atlantikküste sind wir von Nantes nach Bordeaux gefahren, das ist eine perfekte Radroute!
Dort will ich auch unbedingt noch einmal anknüpfen und entlang der Küste über Portugal bis nach Tarifa fahren. Den Abschnitt von Cádiz nach Tarifa hatten wir schon, aber den würde ich auch nochmal machen.
Ein sehr cooler Plan, viel Erfolg!
Viele Grüße